»Die Bibliothek von Babel« ist eine Erzählung von Jorge Luis Borges und gleichzeitig der Titel einer von Borges herausgegebenen Buchreihe phantastischer Literatur.
Ein schmaler Reclam-Band mit einem Umfang von 82 Seiten, der es in sich hat: Borges ist ein rätselhafter Autor fast von der Dimension eines Kafka. I Insgesamt enthält die Ausgabe 6 Erzählungen und ein Nachwort von José a Friedl Zapata.
In der ersten Erzählung unter dem Titel "Der Unsterbliche" ist der Ich-Erzähler ein römischer Militärtribun. der die Stadt der Unsterblichen findet und selbst unsterblich wird. 1950 stirbt er doch, da er sich an einem Dorn infiziert.
< br /> Die zweite Erzählung ist die oben bereits Erwähnte. Darin erfindet eine Geheimgesellschaft eine Welt und gibt diese häppchenweise der realen Welt zur Kenntnis. Die neue Weltsicht steht in der Nachfolge von "dialektischen Materialismus, Antisemitismus, Nazismus, die die Menschen betörten" (S.39) und wird, der düsteren Prognose des Erzählers zufolge, die Wissenschaften verdrängen.
Auch die Erzählung "Die kreisförmigen Ruinen" steht in der Reihe derer, die Wirklichkeiten erfinden. Der Hauptprotagonist, einfach als "er" bezeichnet, oder auch als Fremdling oder Magier, schafft es, einen Menschen zu träumen und zu erschaffen. Als er am Ende in eine Feuersbrunst gerät und bemerkt, dass diese ihm nichts anhaben kann, weiß er, dass er selbst nur von einem Anderen erträumt worden ist.
In der titelgebenden Erzählung "Die Bibliothek von Babel" wird die Bibliothek, wie gleich zu Anfang deutlich wird, mit dem Universum gleichgesetzt. Borges hat den Idealismus konsequent zu Ende gedacht. In den vier ersten Erzählungen dieses Bandes ist die empirische Welt nur eine menschliche Erfindung. Borges wird deshalb im Nachwort als Schüler Schopenhauers charakterisiert ("Die Welt als Wille und Vorstellung").
Von den ersten vier labyrinthischen Erzählungen und ihren Gedankenwelten heben sich die letzten beiden, insbesondere die fünfte, deutlich ab. Während die ersten vier universell sind, haben die fünfte und sechste Argentinien zum Schauplatz. Beide erinnern mich über alle Maßen an den kurzen Roman "Chronik eines angekündigten Todes" (1981) von Gabriel Garcia Marquez. In ihnen waltet eine fatale Schicksalsmacht.
Beide Erzählungen spielen im Gaucho-Milieu und haben tödliche Messer-Zweikämpfe zum Gegenstand. Nachdem Maneco Uriarte seinen Widersacher getötet hat, bat er ihn, "er möge ihm verzeihen. Schluchzte hemmungslos. Was er soeben verübt hatte, überstieg ihn" (S.70). Er bereute "die Ausführung einer unsinnigen Tat".
Die beiden letzten Erzählungen sind näher am traditionellen Typ von Erzählungen, eher realistisch, während die ersten vier deutlich der fantastischen Literatur zuzurechnen sind. Sie nähern sich dem Typ einer philosophischen Abhandlung an und sind deshalb nicht ganz leicht zu lesen. Dem Leser, der die intellektuelle Herausforderung mag, empfehle ist diese Lektüre zu .
Literatur:
Die Bibliothek von Babel von Jorge Luis Borges
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