Menue

Donnerstag, 28. Juli 2011

»Für ein Lied und hundert Lieder« von Liao Yiwu

Für ein Lied und hundert Lieder
Für ein Lied und hundert Lieder
 
In seinen Jugendjahren ist Liao als "dichtender Schürzenjäger" durch das Land gereist. Bis zum Vorabend des 4. Juni 1989 führt Liao Yiwu das Leben eines so unbekannten wie unpolitischen Hippie-Poeten.




Doch mit dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens ist schlagartig alles anders. Nachdem Liao das kritische Gedicht "Massaker" verfasst hat, wird er zu vier Jahren Haft im Gefängnis und in einem Arbeitslager verurteilt. Sein Gedicht "Massaker" brachte ihn nach dem Massaker vom Platz des Himmlischen Friedens ins Gefängnis.

In Liao Yiwus neuesten Buch "Für ein Lied und hundert Lieder", berichtet der chinesische Dichter und Dissident von seinen Jahren in chinesischen Gefängnissen. Darin schildert Liao auf literarisch höchst eindringliche Weise die brutale Realität seiner Inhaftierung.

Dabei ist er schonungslos, auch sich selbst gegenüber: Er beschreibt, wie er und seine Mithäftlinge zu Halbmenschen degradiert werden und dabei manchmal selbst vergessen, was es bedeutet, Mensch und Mitmensch zu sein.

Es ist nicht das erste Buch über den chinesischen Gulag, aber eines der in seinem Schrecken beeindruckensten und schonungslosesten: "Dieses Buch ist ein Horror". Über fast sechshundert Seiten schleppt Liao Yiwu seine Leser durch eine Hölle aus Demütigungen, Qualen, Folter und Vergewaltigungen, dabei schreibe er "verzweifelt, wild, unverschämt schamlos".

Ist ist kein einfaches Unterfangen, in China ein solches Buch zu veröffentlichen. Das musste auch der Dissident Liao erfahren: Mehrmals hat Liao neu ansetzen müssen, weil seine Manuskripte konfisziert wurden. Mit welcher Sorgfalt er also all seine grauenvollen Erlebnisse immer wieder rekonstruiert, ringt dem Leser höchsten Respekt ab.

Zwei Dinge sind dabei vor allem bemerkenswert: Die klassische Gulag-Literatur entstand in einer Zeit, als der Gulag Ausdruck eines totalitären Systems war, der chinesische Gulag dagegen, ist einfach nur noch willkürlich. Erschreckend ist darin auch zu lesen, wie brutal die Gefangenen miteinander umgehen, als hätte der Konformismus jeden Gemeinschaftssinn zerstört: "Bei den Chinesen gibt es keinen Zusammenhalt", befindet Liao, "die verenden jeder für sich."

Weblinks:

Liao Yiwu: "Massaker" - Todesfuge auf chinesisch - www.sueddeutsche.de/kultur

Für ein Lied und hundert Lieder
Für ein Lied und hundert Lieder
von Liao Yiwu

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen