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Mittwoch, 25. Juni 2014

»Das goldene Ei« von Donna Leon

Das goldene Ei
Das goldene Ei

»Das goldene Ei« - Commissario Brunettis zweiundzwanzigster Fall - ist zugleich Brunettis privatester Fall: ein Mord im näheren Umfeld des Commissarios direkt vor seiner Haustüre. Alles sieht zunächst – nach einem Unfall aus und niemand in der Umgebung des Opfers will bei diesem verdeckten Mord etwas gewusst haben, doch auch Nichtstun kann zum Verhängnis führen.

In der Nachbarschaft ist ein behinderter junger Mann gestorben, den Brunettis Frau Paola oft gesehen hatte, weil der Junge in der Wäscherei aushalf, obwohl er nicht sprechen konnte und geistig zurückgeblieben wirkte. Er ist an Schlaftabletten gestorben, wobei es unklar ist, ob er sie absichtlich eingenommen hatte, oder aus Versehen, weil sie bunt überzogen waren und wie Bonbons aussahen.

Ein junger Mann ist in Venedig zu Tode gekommen. Commissario Brunetti und auch seine Frau Paola kannten ihn seit einigen Jahren. Weil der taubstumme Junge als Aushilfe in der Reinigung arbeitete, die die Familie Brunetti fast wöchentlich frequentiert. Paola ist schockiert darüber, dass man so wenig über den toten Jungen wusste und bittet ihren Mann, mehr über ihn herauszufinden.

Der Tod des Jungen durch Schlaftabletten soll als Unfall wie so oft zu den Akten gelegt werden. Gleichzeitig will Vice-Questore Guiseppe Patta seinem Freund dem Bürgermeister einen großen Gefallen tun und gibt Brunetti einen zweifelhaften Auftrag, der aber in Italien offenbar zum Alltag gehört. hat daran großes Interesse. Während Brunetti diesen Auftrag schnell erledigt hat, lässt ihn aber der Tod des Jungen nicht ruhen

Von seiner Schöpferin seit nunmehr 21 Bänden ihrer Krimireihe mit ungewöhnlichem Instinkt ausgestattet, wittert Brunetti hinter diesem Tod etwas anderes, obwohl es zunächst einmal reine private Neugier ist, die ihn mit der Mutter des Jungen Kontakt aufnehmen lässt. Der Junge dürfte eigentlich gar nicht existiert haben, denn es gibt keine einzige offizielle Erwähnung. Weder Geburt noch Taufe sind dokumentiert und auch keine Krankenversicherung etc.

Wieder einmal löst er einen Fall, indem er Schicht um Schicht zu der Wahrheit vordringt. Aber wie schon so oft, kann er seine Schlussfolgerungen nicht beweisen, und es kommt - wie so oft in Italien - zu keinen strafrechtlichen Folgen für diese Tat.

Verpackt in einen Unterhaltungsroman ist auch dieser Kriminalfall eine schreiende Anklage gegen das italienische System, die Regierung, die Korruption, das Beamtentum, die Vetternwirtschaft die sich in alle soziale Schichten drängt.

Donna Leon ist es gelungen dies wieder in einem Beispiel der menschlichen Tragödie zu verpacken, die auch vor Menschenverachtung, Mord und der Spekulation mit allen Mitteln nach dem "Goldenen Ei" - dem Mammon - zu greifen, nicht haltmacht.

Weblink:

Das goldene Ei
Das goldene Ei
von Donna Leon

Montag, 23. Juni 2014

Pascal Mercier 70. Geburtstag

Peter Bieri

Peter Bieri wurde am 23. Juni 1944 in Bern geboren. Bieri ist ein Schweizer Philosoph und Schriftsteller. Pascal Mercier heißt im richtigen Leben Peter Bieri und ist Professor für Philosophie an der Freien Universität Berlin. Bieri ist ein Schweizer Philosoph und Schriftsteller.

Als Pascal Mercier erwies sich Peter Bieri - so der Geburtsname des Schweizers - als ein Romancier unter Philosophen. Man merkt den Philosophen Bieri hinter Mercier - fein gemacht, schön geschrieben, treffend eingefangen, tief beobachtet.

Nach seinem Abitur ging er für ein Jahr nach London, bevor er in Heidelberg sein Studium der Philosophie, Indologie, der Klassischen Philologie und Anglistik begann. Dort hat er auch 1971 promoviert und 1981 habilitiert. Während eines Forschungssemesters Ende der achtziger Jahre begann Peter Bieri sich mehr auf sein literarisches Werk zu konzentrieren.

Nach einer Reise nach Venedig beschloss er Romane zu schreiben, um „der Schwerkraft der Gefühle“ zu folgen und seinem inneren Drang nachzugeben. Er sagt selbst über sich, dass er zur Entwicklung einer Geschichte nur eine kleine Portion Welt benötigt.

Seinen ersten Roman »Perlmanns Schweigen« veröffentlichte er 1995 unter dem Pseudonym Pascal Mercier, lüftete dies aber bereits bei seinem zweiten Werk »Der Klavierstimmer«. Der Durchbruch zum Bestsellerautor gelang ihm dann 2004 mit dem Buch »Nachtzug nach Lissabon«, welches in 15 Sprachen übersetzt wurde.


Unter dem Pseudonym Pascal Mercier erschrieb er sich Weltruhm mit dem Roman »Nachtzug nach Lissabon«. Nach dem Roman »Der Klavierstimmer« gelang ihm 2004 der internationale Durchbruch mit »Nachtzug nach Lissabon«.

Der Roman um den Berner Altsprachenlehrer Raimund Gregorius, der eines Tages aus dem eingefahrenen Trott ausbricht und sich auf eine abenteuerliche Sinnsuche begibt, wurde weltweit zu einem der meistverkauftesten Bücher eines Schweizer Schriftstellers.

Peter Bieri hat bisher vier Romane veröffentlicht: »Perlmanns Schweigen« (1995), »Der Klavierstimmer« (1998), »Nachtzug nach Lissabon« (2004) und »Lea« (2007).

Bieri ist verheiratet mit der Malerin Heike Bieri-Quentin, er lebt mit seiner Frau in Berlin. Im Jahr 2006 erhielt der Schweizer für sein literarisches Werk den Marie-Luise-Kaschnitz-Preis.

Weblink:

Dem Autor Peter Bieri zum Siebzigsten - FAZ - www.faz.net

Samstag, 21. Juni 2014

»Sommernachtstraum« von William Shakespeare

Ein Sommernachtstraum

Der »Sommernachtstraum« von William Shakespeare ist eine turbulente Komödie über die Liebe und ihre Irrungen und Wirrungen im Elfenwald, welche Shakespeare durch zahlreiche Verwicklungen gechickt zu steigern weiß - eine Komödie aus dem Land der Feen, Elfen und Trolle, bei der ein Sturm die Gefühle kräftig aufwirbelt. Vor allem die romantische Liebe oder das Gefühlslabyrinth, in dem sich die Menschen verirren, interessiert den Autor.»Ein Sommernachtstraum« handelt davon, daß ein Liebestrank in die Augen der Feenkönigin geträufelt wird und diese sich nun in den Esel verliebt. Die Komödie ist eine Feenposse um grillenhafte Eifersucht und wohl das heiterste Stück, das Shakespeare überhaupt geschrieben hat.

Ein Sommernachtstraum


Ein Sommernachtstraum
von William Shakespeare

Im »Sommernachtstraum« tummeln sich in der lauen, wundersamen Nacht allerlei Gestalten: edle Paare aus der höfischen Welt, einfache Handwerker, zauberhafte Wesen aus dem Reich der Elfen. Shakespeare verwebt diese unterschiedlichen Personenkreise überaus kunstvoll miteinander. Knüpft hier eine Verbindung zwischen zwei Liebenden, knotet dort eine Verwirrung in die Beziehung und löst am Ende alle verworrenen Fäden mit genialem Geschick zum Wohlgefallen aller wieder auf.

Hermia soll Demetrius heiraten, doch Hermia ist in Lysander verliebt. Lysander erwidert diese Liebe und die beiden fliehen. Demetrius verfolgt das Liebespaar und wird von Helena verfolgt, die ihn begehrt. Im Wald liegen die Elfenkönigin Titania und ihr Gemahl Oberon in heftigem Streit. Oberon und sein Gehilfe Puck bringen auch noch ein Liebeszaubermittel ins Spiel, das die Gefühle schließlich vollends verwirrt…

Die liebestollen Besucher des Shakespeareschen Zauberwaldes geraten in furchtbare Gefühlsverwirrung, um schließlich erschöpft aus dem Dickicht wieder hervorzutaumeln. Über 400 Jahre ist dieser Traum um verwirrte Liebende alt, und doch hat er nichts von seiner strahlenden Schönheit eingebüßt. Auch heute erfreut Puck, der Kobold, uns mit seinem Schabernack, läßt uns die anrührende Unbeholfenheit der Handwerker herzlich lachen, bangen wir mit den Liebenden, daß sich die richtigen Paare zusammenfinden mögen.
Ein Sommernachtstraum


»Wie kann das Glück so wunderlich doch schalten!
Ich werde für so schön als sie gehalten.
Was hilft es mir, solang Demetrius
Nicht wissen will, was jeder wissen muß?
Wie Wahn ihn zwingt, an Hermias Blick zu hangen,
Vergöttr ich ihn, von gleichem Wahn befangen.
Dem schlechteren Ding an Art und an Gehalt
Leiht Liebe dennoch Ansehn und Gestalt.
Sie sieht mit dem Gemüt, nicht mit den Augen,
Und ihr Gemüt kann nie zum Urteil taugen.
Drum nennt man ja den Gott der Liebe blind.«
William Shakespeare,
»Ein Sommernachtstraum«
Erster Aufzug, Erste Szene

Die Komödie hat eine helle und eine dunkle Seite: die helle, erheiternde Seite liegt auf der heiteren Oberfläche, die dunkle, lehrhafte Seite liegt im Untergrund des Stückes verborgen.

Der »Sommernachtstraum«, eine Komödie über die Liebe, ist so voller turbulent komischer Szenen und wundersamer Einfälle, daß man zunächst gar nicht bemerkt, welch zynische Auffassung hier zugrunde liegt: Die Menschen sind den Launen der durch und durch amoralischen Elfenwesen wehrlos ausgeliefert. Und die Liebe ist nichts als Narrheit. Trieb, der nicht zu kontrollieren ist - schon gar nicht mit Vernunft!

Abermals wählte Shakespeare die Liebe als Thema des Stückes und natürlich, wie könnte es auch anders sein, ihr Wege voll Irrungen und Wirrungen. Auf dem Programm steht Liebe als komplettes Verwirrspiel. Im Prinzip scheint es schon zu Anfangs verwirrend genug, doch kommt es, dass das im Rampenlicht stehende nette Liebespaar "durch brennt". Das würde nun Niemanden stören oder wundern, wenn ihnen nicht ein Vehrer auf den Versen wäre, der wiederum von einer anderen Verehrerin verfolgt wird.

»Ein Sommernachtstraum« ist eine Komödie in Form einer Groteske. Die Komödie erfährt hier ihre höchste groteske Form in der Darstellung einer heillosen Verwirrung um mehrere Liebespaare. Das Geschehen ist hier grotesk übersteigert,denn die Beteiligten sind nicht mehr Herr ihrer Gefühle.

»Amor steckt von Schalkheit voll,
Macht die armen Weiblein toll.«

William Shakespeare,
»Ein Sommernachtstraum«
Dritter. Aufzug, Zweite Szene

Shakespeares Komödie »Ein Sommernachtstraum« gehört zu den wohl berühmtesten Werken des Dramatikers und zu den wenigen Stücken, die regelmäßig auf deutschen Bühnen inszeniert werden. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass von diesem Stück ein ganz besonderer Zauber ausgeht, der entsteht, wenn sich Wunderbares mit Komischem vereint.

»Ein Sommernachtstraum« von William Shakespeare gehört zu den meistgespielten Stücken der Weltliteratur. Es ist eine märchenhafte Komödie um die Liebe und um die Verwirrungen, die die Liebe auslösen kann.

Literatur:

Ein Sommernachtstraum
Ein Sommernachtstraum
von William Shakespeare

Ein Sommernachtstraum
Ein Sommernachtstraum
von William Shakespeare

Rezension:

Ein Sommernachtstraum Rezension


Ein Sommernachtstraum Rezension

Mittwoch, 18. Juni 2014

"Die große Reise" von Jorge Semprun

Die große Reise

In dem frühen Buch "Die große Reise" (1964) - französisch "Le Grand Voyage" - das die Geschichte seiner Deportation wiedergibt, schildert Jorge Semprun seine persönlichen Erlebnisse aus dem Jahr 1944, die er 16 Jahre danach niedergeschrieben hat.

Jorge Semprún greift in seinem Erinnerungsbuch bereits das Thema auf, das sein weiteres Werk bestimmen wird: die Erinnerung an seine Teilnahme am Widerstand gegen Faschismus und Stalinismus in der Mitte des 20. Jahrhunderts. In dem Roman hat er bereits zu seinem Stil gefunden, der von Rückblenden, Überblendungen und Assoziationen geprägt ist.

Das Buch über die Geschichte seiner Deportation berichtet von der vier Tage und fünf Nächte dauernden Fahrt gefangener Widerstandskämpfer in einem überfüllten Viehwaggon. 120 Männer drängen sich in diesem Wagen, ohne Essen und Trinken, mit kaum ausreichender Luftversorgung. Die Fahrt in einem schneidend kalten Winter geht von Compiègne in das Konzentrationslager Buchenwald. Im Lauf des Buchs wird der Autor anmerken, dass die Deutschen in die gleichen Waggons 200 Juden pferchten. Der Bericht endet mit dem Erreichen des Lagers.

Der Autor ist 20, als er diese Reise antreten muss; Semprúns engster Gefährte während der »Reise« ist ein ein 16-Jähriger, der nur der »Junge aus Semur« genannt wird. Schon auf den ersten Seiten setzen die Rückblenden ein aus verschiedenen Perspektiven, einmal aus der des eingepferchten jungen Mannes, bald schon aus der des Schreibers.

Nach und nach erfährt der Leser aus dem Vor- und Zurückschweifen der Gedanken die Geschichte der Widerstandsgruppe, ihrer Zerschlagung und Festnahme. Am Ende des Buchs erfährt der Leser vom überraschenden Tod des Jungen; ebenfalls deutet der Erzähler bereits das Grauen des Lagers an.

Beginnend mit "Die große Reise" (1964), das die Geschichte von Semprúns Deportation wiedergibt, kreist das gesamte Werk des polyglotten Autors um die eigene Erinnerung, Episoden seines Lebens wiederholen sich als Bausteine seiner Erzählungen.

Das Erinnern schmerzte ihn, doch ebenso sehr fürchtete er das Vergessen: "In meinem Kopf lebt der wichtigste Geruch eines Konzentrationslagers" - der nach verbranntem menschlichem Fleisch. "Ich kann ihn nicht erklären. Und er wird mit mir verschwinden."

Die Sprache des Berichts ist nüchtern und kühl, manchmal schneidend kalt. Häufige Wiederholungen geben ihr ein insistierendes Drängen. Semprúns Erzählweise wird gern mit der Schnitttechnik eines Spielfilms verglichen.

In seinem Buch "Die große Reise" umfasst die eigentliche Erzählzeit den fünftägigen Eisenbahntransport ins Konzentrationslager Buchenwald im Januar 1944. Eingeschoben sind zahlreiche Erinnerungen, Überlegungen und Fantasien, die 1936 einsetzen und vor allem die Zeit des Widerstands ab 1940 umfassen.

Literatur:

Die große Reise
»Die große Reise«
von Jorge Semprún

Montag, 16. Juni 2014

»Ulysses« von James Joyce

Ulysses
Ulysses von James Joyce

»Ulysses« gilt als der bedeutendste Roman des irischen Schriftstellers James Joyce und als richtungsweisend für den modernen Roman. Der Roman »Ulysses« spielt in Dublin und beschreibt die Ereignisse eines einzigen Tages, des 16. Juni 1904.

Joyce beschreibt im »Ulysses« in 18 Episoden einen Tag – den 16. Juni 1904 – im Leben des Leopold Bloom, seines Zeichens Anzeigenakquisiteur bei einer Dubliner Tageszeitung. In Anlehnung an Homers Irrfahrten des Odysseus lässt er den Leser an den modernen (Irr-) Gängen seines Protagonisten durch Dublin teilhaben.

Joyce schildert dabei nicht nur die äußeren Geschehnisse eines Tages, sondern auch die Gedanken seiner Protagonisten mit allen ihren Assoziationen, Erinnerungsfetzen und Vorstellungen. Die Sprache wird dabei ungeordnet und bruchstückhaft verwendet, „wie es der Person gerade durch den Kopf geht“. Dieses Stilelement, der so genannte „stream of consciousness“ (Bewusstseinsstrom) wird hier zum ersten Mal zentrales Gestaltungselement eines literarischen Werkes.

Der Roman wurde in den Jahren 1918 bis 1920 in Auszügen in der amerikanischen Zeitschrift »The Little Review« abgedruckt; 1921 wurde er wegen obszöner Inhalte verboten. 1922 erschien Ulysses schließlich in (zensierter) Buchform in der Pariser Buchhandlung »Shakespeare and Company«. Das vollständige Werk erschien erstmals 1922, in deutscher Sprache 1927.

Weblinks:

Ulysses
Ulysses von James Joyce


Ulysses
Ulysses von James Joyce


Freitag, 13. Juni 2014

"1984" Buch des Jahres

George Orwell

George Orwells visionärer Zukunftsroman "1984", der im Jahr 1949 kurz vor seinem Tod erschien, wurde vor 30 Jahren in den USA als Buch des Jahres ausgezeichnet.

In seiner Utopie hatte der englische Schriftsteller das Bild eines totalitären Weltstaates entworfen, in dem jedes Aufbegehren durch Bewusstseinsmanipulation und perfekte Überwachung unterdrückt wird.

Der zentrale Satz des Buches, "Big brother is watching you", ist allgemein bekannt. Vorbild für die Anti-Utopie waren der Unterdrückungsapparat der Nationalsozialisten sowie die stalinistische Diktatur in der Sowjetunion.

Ursprünglich war "1984" nicht als Zukunftsroman geplant. Heute gilt das Werk als pessimistisch-prophetischer Entwurf der modernen Informationsgesellschaft. Gesellschaftliche Machtmechanismen waren auch Thema in Orwells satirischer Fabel "Animal Farm".

Orwells dystopische Version einer totalitären Welt, in der jedwedes Denken und Handeln der Partei und der von ihr ins Leben gerufene Gedankenpolizei kontrolliert wird, ist ein Plädoyer für eien freiheitliche Welt. Statt eines individuellen Ichs gibt es nur noch ein gefühlloses und gleichgeschaltetes Wir.


Weblinks:

George Orwell-Biografie - www.die-biografien.de

George Orwell-Zitate - www.die-zitate.de

Prism-Skandal: Orwells "1984" wird in den USA und Großbritannien wieder zum Bestseller - DER SPIEGEL

George Orwell

1984


Bücher:

»1984« von George Orwell - literatenwelt.blog.de

George Orwell zum 110.Geburtstag - literatenwelt.blog.de



Mittwoch, 11. Juni 2014

Münchhausen-Geschichten von Gottfried August Bürger

Baron Münchhausen

Die populären Münchhausen-Geschichten von Gottfried August Bürger erzählen von den fantastischen Reiseberichten eines Lügenbarons und Aufschneiders, der in die Literaturgeschichte eingegangen ist. Sie wurden zum erzählerischen Gemeingut und regten etliche Nachfolger zu neuen Erfindungen um den großspurigen Aufschneider an.
Münchhausen
Münchhausen
von Gottfried August Bürger

Der Leser wird Zeuge von abenteuerlichen Geschichten eines leibhaftigen Barons aus Bodenwerder an der Weser, der frei erfundene Geschichten auftischt, daß sich die Balken nur so biegen. Auf einer beschwerlichen Reise nach Russland findet Münchhausen sein Pferd, das er an einen Stecken angebunden zu haben glaubte, nach der plötzlichen Schneeschmelze auf der Kirchturmspitze wieder, holt es mit einem Schuss durch den Halfter herunter und reitet zu weiteren Abenteuern.

Von ähnlicher Qualität sind seine unwahrscheinlichen Jagderfolge und Erlebnisse mit wilden oder fabelhaften Tieren. Das Glück bleibt ihm auch bei kriegerischen Auseinandersetzungen treu. Wenn sein Hengst entzweigehauen wird, reitet der Held auf dem Vorderteil weiter, während das Hinterteil sich selbstständig und an einem Dutzend Stuten zu schaffen macht.

Baron Münchhausen

Zwar gerät Münchhausen in türkische Gefangenschaft, doch kehrt er nach vielen mit List und Körperkraft bestandenen Gefahren wohlbehalten in seine Heimat zurück. Seine Seeabenteuer führen ihn durch alle Meere und Kontinente sowie zu den Mächtigen der Erde, als neuen Jonas durch den Bauch von riesigen Fischen, in den Krater des Ätna und sogar bis auf den Mond.

In lockerer anekdotischer Reihung berichtet Münchhausen von seinen Abenteuern, beglaubigt durch die Ich-Form, die auch das Unglaublichste als selbst Erlebtes präsentiert. Im ersten Teil dominieren die Tiere, die der aktive Held besiegt oder als Helfer benutzt. Im zweiten Teil stehen die fremden Welten im Vordergrund, deren Herausforderungen der Erzähler neugierig begegnet.

Als erfolgreicher und tatenlustiger Kraftkerl, der mit seiner Respektlosigkeit gegenüber politischen Herrschern und seiner ursprünglichen, unverbildeten Intelligenz allen Unbilden der Natur und der Zivilisation trotzt, ist der fiktive Münchhausen ein typisches Produkt des Sturm und Drang. Bürgers volkstümlich-witziger Sprachgestus machte ihn zu einer Identifikationsfigur des aufstrebenden Bürgertums.

1788 veröffentlichte er eine erweiterte Fassung des Werkes, dessen Episoden in der Tradition der Lügenliteratur und der fantastischen Reiseberichte zum erzählerischen Gemeingut wurden und etliche Nachfolger zu neuen Erfindungen um den großsprecherischen Aufschneider inspirierten.

Bürger hat sich selbst zu seiner Autorschaft an diesem Werk nicht bekannt, einerseits um sich als Verfasser von Lügengeschichten in seiner ungesicherten gesellschaftlichen Position nicht in Verruf zu bringen, andererseits aus Rücksicht auf den in Bodenwerder an der Weser lebenden realen Karl Friedrich Hieronymus Freiherr von Münchhausen (1720 bis 1797).

Die populären Münchhausen-Geschichten sicherten Gottfried August Bürger seinen Nachruhm, auch wenn er als deren Autor fast in Vergessenheit geriet.

Weblink:

Münchhausen
Münchhausen
von Gottfried August Bürger

Sonntag, 8. Juni 2014

Gottfried August Bürger 220. Todestag

Gottfried August Bürger

Gottfried August Bürger starb vor 220 Jahren am 8. Juni 1794 in Göttingen. Bürger war ein deutscher Dichter in der Zeit der Aufklärung, der dem Sturm und Drang zugerechnet wird.

Bekannt geworden sind vor allem seine Balladen sowie die Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen. Diese gehören in die Tradition der Lügengeschichten, die weit ins klassische Altertum und in die Erzähltradition des Judentums zurückgeht.

Diese Abenteuer des Lügenbarons aus Bodenwerder sind Gottfried August Bürgers Klassiker der Weltliteratur. Die populären Münchhausen-Geschichten sicherten Gottfried August Bürger seinen Nachruhm, auch wenn er als deren Autor fast in Vergessenheit geriet.

Bürgers zahlreiche Gedichte umfassen Balladen tragisch-dramatischen Inhalts, aber auch politische, satirische, komische und didaktische Gedichte und Liebeslyrik in der Tradition der Empfindsamkeit und der Anakreontik.

Im Jahre 1778 übernahm Bürger die Redaktion der Zeitschrift »Göttinger Musenalmanach« und gab die erste Sammlung seiner Gedichte heraus. Elf Jahre später erschien eine zweite, erweiterte Auflage in zwei Bänden.
Gottfried August Bürger wurde am 31. Dezember 1747 in Molmerswende geboren.

Samstag, 7. Juni 2014

»Amerika« von Franz Kafka

Amerika
Amerika

Der Roman "Amerika" zeigt Kafka aus einem anderen Blickwinkel. In "Amerika" werden zwar die selben Problematiken aufgerufen, die auch in seinen anderen großen Werken zu finden sind, wie Anpassung, Labyrinth-komplex, Autorität als Waffe gegen das Individuum - doch gibt Franz Kafka hiermit - ohne je in Amerika gewesen zu sein - eine naturalistisch anmutende Sozialstudie über Amerika und dessen großen Traum.

Karl Rossmann, ein von den Eltern verstossener, introvertierter Teenager, landet mit dem Schiff in Amerika und muss sich von nun an durchschlagen. Dies gelingt ihm nur unter Wert. Er setzt auf Vertrauen und Ehrlichkeit, um den reichen Onkel oder Fremde auf der Wanderschaft als Freunde zu gewinnen.

Keinem kann er trauen, keinem gegenüber zeigt er die Härte, die notwendig ist um sich Respekt zu verschaffen. Karl bleibt ein Getriebener, phasenweise bis zur unwürdigen Knechtschaft unter seinen zeitweiligen Weggefährten. Er nimmt den einen Job an und verliert ihn wieder, weil er nicht egoistisch oder nicht diszipliniert genug handelt.

Kafka hat in seinem - leider unvollendeten Werk - die Kehrseite des "American Dream" vorweg genommen: Nicht die Belohnung für Ehrgeiz und Fleiss sondern für den richtigen Deal, ein Verkäufertalent, die richtigen Beziehungen und das nötige Maß an Kaltschnäuzigkeit. Sehr gut beschrieben ist auch die innere Zerrisenheit Karls einerseits die Idee eines Traumjobs zu haben, anderseits nur Jobs zu bekommen, für die er (freudlose) Erfahrungen vorweisen kann.

Franz Kafka war nie in Amerika. Er wählt daher Amerika als lichtesten und hoffnungsfrohesten Ort seiner "Trilogie der Einsamkeit". Leider hat Kafka das Werk nicht zu Ende gebracht - auch dieser Roman ist Fragment geblieben.

Weblink:

Amerika
Amerika
von Franz Kafka

Freitag, 6. Juni 2014

»Franz Kafka aus Prag« von Jiří Gruša

Jirí Gruša: Franz Kafka aus Prag

»Franz Kafka aus Prag« von Jiří Gruša ist ein Werk, welches aus der Sekundärliteratur über Fanz Kafka herausragt. Der Bildband ist zwar vom Format groß, von der Seitenzahl aber eher klein. Es enthält überwiegend Fotos und kleine Anmerkungen des Autors sowie Texte von Kafka - und ist leider nur noch im Antiquariat erhältlich.

Jirí Gruša teilt mit seinen Fotos aus Prag zur Zeit Franz Kafkas das historische Prag seinen Lesern mit. Er verschafft dabei dem Betrachter einen optischen Eindruck von der Schönheit Prags zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sein kommentierter Bildband ist ein eindrucksvolles Zeugnis des Prager Leben zu dieser Zeit.

„Vielerlei Faktoren bestimmen Leben und Werk eines Künstlers – solche, die sich in der Biographie aufzeigen und im gesamten Schaffen analysieren lassen, und solche, die im Bild dokumentiert oder nachgewiesen werden können. Entscheidend ist die Umwelt, in die er hineinwächst, die Stadt. Sie hat er anzunehmen oder abzulehnen, ihr Altes und ihr Neues, ihr Selbstverständliches und ihr Außergewöhnliches. Er hat sich zu stellen oder sich zurückzuziehen, die Herausforderung der Enge zu akzeptieren und alle Wege zu beschreiten oder zu resignieren.

Prag hat, als Franz Kafka dort zur Welt kommt, noch immer fünf Viertel, obwohl das Tor zum fünften, zum Ghetto, schon lange freigegeben ist, doch niemand, der dort aufgewachsen ist, kann leugnen, daß es ein Stück von ihm bleibt. Und der Wunsch, von dort herkommend, das ‚Schloß’ zu erobern, dem Anderen zustreben zu können, weitet sich bis ins Schmerzliche. Wer aber an der Schwelle geboren ist wie Franz Kafka, wer um beide Seiten weiß, muß zum Mittler werden zwischen allen Zeiten.

Jiří Gruša hat Fotos der Stadt, wie Franz Kafka sie gesehen hat, und Aufnahmen von heute [Anfang der 80er Jahre] einander gegenübergestellt, hat ihnen Zitate und Beschreibungen zugeordnet und so ein Spannungsfeld geschaffen zwischen damals und jetzt. Kafkas Sicht seiner Welt wird in der Gegenwart abbildbar – seine Erfahrung wird unsere Erfahrung.“

aus dem Kladdentext des Bildbandes

Dienstag, 3. Juni 2014

Franz Kafka 90. Todestag

Franz Kafka


Franz Kafka starb vor 90 Jahren am 3. Juni 1924 im Alter von 40 Jahren in einem Lungensanatorium in Kierling bei Klosterneuburg in Niederösterreich.

Der Prager Schriftsteller gilt als der wohl rätselhafteste und vielschichtigste Autor der Moderne. Alle seine Prosawerke stellten den Menschen in einer Art Selbstentfremdung dar.

Franz Kafka

Kafka zählt zu den wenigen Autoren des frühen 20. Jahrhunderts, die den größten Teil ihres literarischen Werkes nicht als freie Schriftsteller, sondern neben einer sie voll in Anspruch nehmenden Berufsarbeit geschrieben haben. Dieser Umstand führte dazu, dass Kafka zeit seines Lebens nicht als Schriftsteller wahrgenommen wurde.

Bei Tage führte er das Leben eines Versicherungsbeamten, bei Nacht verwandelte er sich während der ekstatischen Exerzitien des Schreibens in den bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.

Wenngleich Kafka seine Arbeit mit bestem Gewissen versah und als zuverlässig und genau galt, waren die Stunden im Büro für ihn eine Belastung. Er sah die Arbeit stets als Hindernis für das Schreiben, dem er meist nachts nachging.

Franz Kafka zeichnete in seinen Romanen das Bild einer düsteren Welt, in der der ohnmächtige Einzelne anonymen, undurchschaubaren Mächten und Machtinstanzen gegenübersteht und denen er ausgeliefert ist. Wie in einem Albtraum bewegen sich Kafkas Protagonisten durch ein Labyrinth undurchsichtiger Verhältnisse und sind anonymen Mächten ausgeliefert.

Die beklemmende Welt der Kafka'schen Protagonisten, die im Bannkreis unsichtbarer, bedrohlicher Mächte leben, ist durch Verstörung und vitale Erschöpfung gekennzeichnet.

Zu Lebzeiten war Kafka der breiten Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt. Seine Skepsis gegenüber seinem Werk und seiner Dichterexistenz überhaupt ging so weit, dass er seinem engsten Freund und Nachlassverwalter Max Brod auftrug, seine unveröffentlichten Texte (darunter alle seine Romane) zu vernichten.

Überzeugt, "daß ich mich mit meinem Romanschreiben in schändlichen Niederungen befinde", hatte Franz Kafka vor seinem Tod, 1924, in "letzter Bitte" an seinen "liebsten" Freund Max Brod verfügt, "alles, was sich in meinem Nachlaß ... findet, restlos und ungelesen zu verbrennen".

Weltweit bekannt wurde Kafkas Werk erst nach dem Zweiten Weltkrieg, zunächst in den USA und Frankreich, in den 1950er-Jahren dann auch im deutschsprachigen Raum.

Heutzutage wird er als einer der wichtigsten Autoren des 20. Jahrhunderts eingeschätzt. Seine Werke wurden in alle Sprachen übersetzt und seine Bücher werden in anerkannten Universitäten analysiert.

Franz Kafka wurde am 3. Juli 1883 im jüdischen Viertel von Prag geboren.

Weblinks:

Franz Kafka-Biografie - www.die-biografien.de


Franz Kafka-Zitate - www.die-zitate.de


Onkels Schätze - Literatur Kafka-Nachlass - »DER SPIEGEL«

Montag, 2. Juni 2014

»Hotel Savoy« von Joseph Roth

Hotel Savoy

Der 1924 erschienene Roman »Hotel Savoy« von Joseph Roth erzählt eine pessismistische Heimkehrer-Geschichte aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen - jener Wirtschaftskrisenzeit, die Roth als Wartesaal voller radikalisierter Hoffnungen und unerfüllter Träume deutet. Der Roman erzählt von einer entwurzelten, zerfallenden Gesellschaft, von der Suche nach Heimat und Identität. Das Hotel ist dabei ein Spiegel der Gesellschaft - für die einen Absteige, für die anderen vornehme Residenz.

Ein Hotel wird in diesem frühen Roman Joseph Roths zur Metapher für die aus den Fugen geratene Welt nach dem Ersten Weltkrieg. In einem polnischen Städtchen nahe der russischen Grenze gelegen, nach außen mit seiner prunkvollen Fassade noch Zeuge der Vorkriegsepoche, beherbergt es im Innern die bunten Existenzen einer durcheinandergeratenen Zeit: Soldaten, Bankrotteure, Devisenschieber, Halbkünstler und leichte Mädchen.

»Meine Heimat war ein großes Haus mit vielen
Zimmern für viele Arten von Menschen.«
Gabriel Dan, Sohn russischer Juden, der in Wien großgeworden ist, betritt im Herbst 1919 nach langem Fußmarsch wieder die europäische Bühne. Nach fünf Jahren Krieg und Gefangenschaft zurückgekehrt, teilt sein Zimmer mit einem anarchischem Kommunisten und wird in die Aktivitäten der Armen und Reichen verstrickt. Alle aber warten auf die Ankunft des Milliardärs Bloomfield aus Amerika. Am Ende geht das Hotel in Flammen auf und wird so zu einem Symbol für die untergegangene Vorkriegswelt.

Weblink:

Hotel Savoy
Hotel Savoy
von Joseph Roth