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Samstag, 7. Juni 2014

»Amerika« von Franz Kafka

Amerika
Amerika

Der Roman "Amerika" zeigt Kafka aus einem anderen Blickwinkel. In "Amerika" werden zwar die selben Problematiken aufgerufen, die auch in seinen anderen großen Werken zu finden sind, wie Anpassung, Labyrinth-komplex, Autorität als Waffe gegen das Individuum - doch gibt Franz Kafka hiermit - ohne je in Amerika gewesen zu sein - eine naturalistisch anmutende Sozialstudie über Amerika und dessen großen Traum.

Karl Rossmann, ein von den Eltern verstossener, introvertierter Teenager, landet mit dem Schiff in Amerika und muss sich von nun an durchschlagen. Dies gelingt ihm nur unter Wert. Er setzt auf Vertrauen und Ehrlichkeit, um den reichen Onkel oder Fremde auf der Wanderschaft als Freunde zu gewinnen.

Keinem kann er trauen, keinem gegenüber zeigt er die Härte, die notwendig ist um sich Respekt zu verschaffen. Karl bleibt ein Getriebener, phasenweise bis zur unwürdigen Knechtschaft unter seinen zeitweiligen Weggefährten. Er nimmt den einen Job an und verliert ihn wieder, weil er nicht egoistisch oder nicht diszipliniert genug handelt.

Kafka hat in seinem - leider unvollendeten Werk - die Kehrseite des "American Dream" vorweg genommen: Nicht die Belohnung für Ehrgeiz und Fleiss sondern für den richtigen Deal, ein Verkäufertalent, die richtigen Beziehungen und das nötige Maß an Kaltschnäuzigkeit. Sehr gut beschrieben ist auch die innere Zerrisenheit Karls einerseits die Idee eines Traumjobs zu haben, anderseits nur Jobs zu bekommen, für die er (freudlose) Erfahrungen vorweisen kann.

Franz Kafka war nie in Amerika. Er wählt daher Amerika als lichtesten und hoffnungsfrohesten Ort seiner "Trilogie der Einsamkeit". Leider hat Kafka das Werk nicht zu Ende gebracht - auch dieser Roman ist Fragment geblieben.

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