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Freitag, 6. Juni 2014

»Franz Kafka aus Prag« von Jiří Gruša

Jirí Gruša: Franz Kafka aus Prag

»Franz Kafka aus Prag« von Jiří Gruša ist ein Werk, welches aus der Sekundärliteratur über Fanz Kafka herausragt. Der Bildband ist zwar vom Format groß, von der Seitenzahl aber eher klein. Es enthält überwiegend Fotos und kleine Anmerkungen des Autors sowie Texte von Kafka - und ist leider nur noch im Antiquariat erhältlich.

Jirí Gruša teilt mit seinen Fotos aus Prag zur Zeit Franz Kafkas das historische Prag seinen Lesern mit. Er verschafft dabei dem Betrachter einen optischen Eindruck von der Schönheit Prags zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sein kommentierter Bildband ist ein eindrucksvolles Zeugnis des Prager Leben zu dieser Zeit.

„Vielerlei Faktoren bestimmen Leben und Werk eines Künstlers – solche, die sich in der Biographie aufzeigen und im gesamten Schaffen analysieren lassen, und solche, die im Bild dokumentiert oder nachgewiesen werden können. Entscheidend ist die Umwelt, in die er hineinwächst, die Stadt. Sie hat er anzunehmen oder abzulehnen, ihr Altes und ihr Neues, ihr Selbstverständliches und ihr Außergewöhnliches. Er hat sich zu stellen oder sich zurückzuziehen, die Herausforderung der Enge zu akzeptieren und alle Wege zu beschreiten oder zu resignieren.

Prag hat, als Franz Kafka dort zur Welt kommt, noch immer fünf Viertel, obwohl das Tor zum fünften, zum Ghetto, schon lange freigegeben ist, doch niemand, der dort aufgewachsen ist, kann leugnen, daß es ein Stück von ihm bleibt. Und der Wunsch, von dort herkommend, das ‚Schloß’ zu erobern, dem Anderen zustreben zu können, weitet sich bis ins Schmerzliche. Wer aber an der Schwelle geboren ist wie Franz Kafka, wer um beide Seiten weiß, muß zum Mittler werden zwischen allen Zeiten.

Jiří Gruša hat Fotos der Stadt, wie Franz Kafka sie gesehen hat, und Aufnahmen von heute [Anfang der 80er Jahre] einander gegenübergestellt, hat ihnen Zitate und Beschreibungen zugeordnet und so ein Spannungsfeld geschaffen zwischen damals und jetzt. Kafkas Sicht seiner Welt wird in der Gegenwart abbildbar – seine Erfahrung wird unsere Erfahrung.“

aus dem Kladdentext des Bildbandes

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