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Dienstag, 7. Oktober 2014

Siegfried Lenz ist tot

Siegfried Lenz

Siegfried Lenz, einer der großen Schriftsteller und Erzähler der deutschen Nachkriegsliteratur, ist tot. Lenz starb am Dienstag im Alter von 88 Jahren im Kreise der Familie. Er war einer der bedeutemdsten und meistgelesenen Autoren der deutschprachigen Nachkriegsliteratur.

Lenz gilt als einer der großen deutschen Erzähler. Er war nicht ein großer deutscher Erzähler, sondern auch ein großer Deutschland-Erzähler, denn er hat den Deutschen ihre Geschichte erzählt.


Sein Metier war stets die Küstenland und seine Menschen. Sein wichtigstes Werk ist der in viele Sprachen übersetzte und verfilmte Roman "Deutschstunde" (1968) über die Nazizeit und einen falsch verstandenen Pflichtbegriff. Er erzählt die Geschichte eines Dorfpolizisten, der nur seine Pflicht tut, aber sich darin verheddert.


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Ein Schriftsteller ist ein Mensch,
der niemanden zwingt,
das zu sein, was er ist.
Siegfried Lenz
Siegfried Lenz hat stets gegen das Vergessen und Verschweigen im restaurativen Nachkriegsdeutschland angeschrieben. Zusammen mit Heinrich Böll, Günter Grass und Martin Walser hat er, in literarischer Form, an die alltäglichen Verbrechen der Nazi-Zeit erinnert.

Deutschstunde
Deutschstunde
dtv, 9,90
Deutschstunde
Deutschstunde
Welt Edition, 9,95
Die Erzählungen
Die Erzählungen
Hoffmann, 20,00
Schweigeminute
Schweigeminute,
dtv, 7,90

Der gebürtige Ostpreuße galt aber vor allem als ein Meister der Erzählung. Dafür stehen humorvolle Bände wie "So zärtlich war Suleyken" (1955) oder "Lehmanns Erzählungen" (1964). Vor zwei Jahren (2011) erschien sein letzter Erzählband "Die Maske".

Lenz war nie moralisierend, er erzählte einfach und er erzählte gut. Das war seine Stärke. Lenz’ konventionelle Erzählweise, die an Erzähler des 19. Jahrhunderts erinnert, führte zur Kritik, er sei ein Traditionalist und seine Werke seien „altmodisch“. Marcel Reich-Ranicki belegte Lenz mit dem Prädikat „der gütige Zweifler“.

Ich brauche Geschichten,
um die Welt zu verstehen.
Siegfried Lenz
Siegfried Lenz war ein Erzähler und Chronist des alten Ostpreußen. Er hat die Vorkriegsstimmung in Ostpreußen wirklich bewusst miterlebt und dank seiner Nüchternheit für die Nachwelt erhalten.

Siegfried Lenz war ein politisch engagierter Schriftsteller, der sich nicht von der Politik vereinnahmen ließ und ein Mann der stets leisen Töne. In der öffentlichen Wahrnehmung war Lenz nie eine Reizfigur wie Grass oder Böll. Er war ein Vertreter der von Sartre geforderten kritischen Literatur, die Mißstände aufdeckt und thematisiert.

In den 1970er Jahren sollte Lenz das Bundesverdienstkreuz erhalten. Er lehnte jedoch mit dem Hinweis ab, dass er Bürger einer Hansestadt sei. Laut Günter Grass war der wahre Grund jedoch, dass auch viele ehemalige Nationalsozialisten den Orden bekommen hatten.

Siegfried Lenz war schon zu Lebzeiten ein Klassiker, den seine Leser geliebt haben. Der Schriftsteller wurde mit zahlreichen Literaturpreisen und Auszeichnungen geehrt, für die höchste Auszeichnung, den Literaturnobelpreis wurde er jedoch nicht vorgeschlagen.

Der Erzähler, der Geschichten brauchte, um die Welt zu verstehen, ist nun vestummt, doch sein Werk lebt weiter.

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