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Freitag, 9. Oktober 2020

Günter de Bruyn gestorben

Günter de Bruyn

Günter de Bruyn ist am 4. Oktober 2020 im Alter von 93 Jahren in Bad Saarow gestorben. Günter de Bruyn ist ein deutscher Schriftsteller und ein preußischer Romancier.

De Bruyn arbeitete nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Lehrer und später als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentralinstitut für Bibliothekswesen der DDR. Mit 17 Jahren wurde er in den Krieg eingezogen und überlebte verwundet. Er wollte seine Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg verarbeiten und fühlte das Schreiben stets als Berufung. 1961 wurde er Schriftsteller. De Bruyn schrieb immer wieder Geschichten aus der Mark Brandenburg und beschwor darin das alte Preußen.

Günter de Bruyns Werk besteht zum einen aus häufig autobiographisch gefärbten, realistischen Romanen und Erzählungen, die sich kritisch mit dem Privatleben der Kulturschaffenden in der DDR auseinandersetzen, zum anderen aus Essays zu literaturwissenschaftlichen und historischen Themen, insbesondere aus der preußischen Geschichte.

Er hat ein subtil-subversives Werk voller Poesie über Land, Leute und Geschichte seiner märkischen Heimat und seines deutschen Vaterlandes geschaffen. Den Fall der Mauer in Berlin am 9. November 1989 zählte er zu den glücklichsten Momenten seines Lebens seit Kriegsende.

Am Schriftsteller de Bruyn faszinierte sein literarisch genauer Blick auf das Unspektakuläre und doch oft so bemerkenswert Menschliche in der vermeintlich großen Geschichte, damit ganz bewusst auch in der Tradition seiner großen Vorbilder Theodor Fontane, Thomas Mann, Jean Paul und Heinrich Böll. Sein Buch über "Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter" gehört zu de Bruyns bedeutendsten Werken.

Für seinen ersten Roman "Der Hohlweg" erhielt er den "Heinrich-Mann-Preis". In Romanen wie "Buridans Esel" (1968) und "Preisverleihung" (1972) setzte er sich mit dem "real existierenden Sozialismus" auseinander - stets mit kritisch-ironisch Haltung gegenüber den Intellektuellen in der damaligen DDR. Starke Beachtung im Westen fanden sein Roman "Neue Herrlichkeit" (1984) und die beiden Bände der Autobiografie, "Zwischenbilanz" (1992) und "Vierzig Jahre. Ein Lebensbericht" (1996). Großen Erfolg hatte der preußische Romancier in den Neunziger-Jahren mit den beiden Bänden ("Zwischenbilanz" und "40 Jahre") seiner Autobiographie.

Als märkischen Schriftsteller hat ihn das gesamtdeutsche Publikum nach 1989 neu kennengelernt, weil er alle paar Jahre ein landschaftlich fundiertes Geschichtsbuch herausbrachte, in klarer, scheinbar schlichter Sprache erzählt. Als einen Fontane unserer Tage konnten die Neu-Berliner Leser ihn sehen, die dem Ruf der Hauptstadt gefolgt waren und deren Traditionen entdeckten; nur dass de Bruyn weniger die Geschichten des alten Adels erzählte (das auch), sondern die der Dichter und Schriftsteller, die sich vor allem um 1800 dort im Umkreis der Gutsherren bewegten.

So wurde aus einer schönen Buchreihe, dem noch in der DDR-Zeit erschienenen "Märkischen Dichtergarten" (den de Bruyn zusammen mit Gerhard Wolf edierte), und etlichen Einzelstudien, etwa dem Buch zu den Finckensteins in Madlitz von 1997, eine große Synthese von Berlins Kunstepoche von 1785 und 1815.

Im Oktober 1989 lehnte er die Annahme des Nationalpreises der DDR wegen „Starre, Intoleranz und Dialogunfähigkeit“ der Regierung ab. Er hat „wie kein zweiter DDR-Autor das eigene Verhalten öffentlich hinterfragt“.

Nach der Wende war er Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland und des Kuratoriums der Akademie für gesprochenes Wort in Stuttgart.

Günter de Bruyn wurde vor 90 Jahren am 1. November 1926 in Berlin geboren. De Bruyn ist ein preußisch gefärbter Schriftsteller der deutschen Befindlichkeiten.
Günter de Bruyn lebte in Berlin und Görsdorf bei Beeskow (Landkreis Oder-Spree).

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