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Samstag, 30. Oktober 2021

»Harlem Shuffle« von Colson Whitehead

Harlem Shuffle


Der neue Roman des zweifachen Pulitzerpreisträgers und Bestsellerautors Colson Whitehead »Harlem Shuffle« handelt in Harlem der 1960er Jahre und erzählt die Geschichte eines einfachen Mannes, der so ehrlich wie möglich versucht aufzusteigen. Der mitreißende Roman des zweifachen Pulitzer-Preisträgers Colson Whitehead ist Familiensaga, Soziographie und Ganovenstück, vor allem aber eine Liebeserklärung an New Yorks berühmtestes Viertel.

Die neueste Geschichte thematisiert den Alltag von Ray Carney, einem aufstrebenden Möbelhändler im New Yorker Harlem der 60er-Jahre. Als aufstrebender Geschäftsmann handelt er in seinem eigenem, hart erwirtschafteten Geschäft unter dem Tresen mit Hehlerware, das ihm vorwiegend von seinem Cousin Freddy angedreht wird.

Eigentlich würde Ray Carney am liebsten ohne Betrügereien auskommen, doch die Einkünfte aus seinem Laden reichen nicht aus für den Standard, den die Schwiegereltern erwarten. Cousin Freddy bringt gelegentlich eine Goldkette vorbei, die Ray bei einem Juwelier versetzt. <

Doch was tun mit dem Raubgut aus dem Coup im legendären „Hotel Theresa“ im Herzen Harlems, nachdem Freddy sich verdünnisiert hat? Als Polizei und Gangster Ray in seinem Laden aufsuchen, steht sein waghalsiges Doppelleben auf der Kippe.

Der Roman spielt auf drei Ebenen: der gesellschadftlichen im Hintergrund, dem Stadtteil und der individuellen Ebene. Die Geschichte ist in drei Teile unterteilt, die jeweils in verschiedenen Jahren spielen. Sie ist nicht reißerisch geschrieben, bleibt aber spannend und geht in einem steten, ruhigen Tempo voran. Beschreibungen von Harlem und den Menschen führen einem das Viertel lebhaft vor Augen.

Whitehead kann wirklich gut schreiben und Dinge beschreiben, das merkt man beim Lesen. Der Autor schreibt gerne vorwiegend im Gauner-Slang über das alte New York, erfasst die pulsierende Atmosphäre der Metropole im Kern und ist wohl einer der Meister des Kopfkinos.

Das Buch zieht sich durch häufige allzu ausufernde Beschreibungen in die Länge wie ein Kaugummi. Der Autor beschreibt die Gegenstände so detailreich, daß der Roman sich in die Länge zieht und daher überfrachtet wirkt.

Die Sprache ist unglaublich komplex, detailreich, ausschweifend - und nach der zigsten Lebensgeschichte irgendeiner Randfigur und der gefühlt hundertsten Beschreibung irgendwelcher Einrichtungsgegenstände hat man leider keinen Nerv mehr.

Das Buch ist merklich atmosphärisch konstruiert, aber was es in epischer Breite in der Detailverliebtheit im Übermaß hervorbringt, fehlt in der Handlung, deren Fokus man nicht wirklich herauslesen kannt - und der unter anderem durch einen Zweijahreszeitsprung zwischendurch noch mehr gebrochen wurde.

Das Lesen dieses Romans ist unglaublich anstrengend, ständig werden neue Personen und deren Geschichten eingestreut, die Handlung verkomplizierte sich immer mehr zu einem für mich undurchschaubaren Knoten.

Literatur:

Harlem Shuffle
»Harlem Shuffle«
von Colson Whitehead

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