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Montag, 14. März 2022

»Lucinde« von Friedrich Schlegel

Lucinde


»Lucinde« ist ein Roman von Friedrich Schlegel, der 1799 als erster Teil eines vierteiligen Romanprojektes erschien.[1] Er beschreibt in Briefen, Dialogen, Aphorismen, Tagebucheinträgen und anderen literarischen Formen die Liebe von Julius und Lucinde. Der Autor – nicht nur Schriftsteller, sondern auch Literaturtheoretiker, Historiker und Philosoph – artikuliert in und mit diesem Buch sein frühromantisches Romankonzept. Ein wichtiger Grundsatz dessen besagt, dass ein Roman stets sowohl einen Roman als auch seine eigene Theorie darstellen soll.

»Lucinde« ist eine literarische Revolution – ein Roman, der die Gattung von innen her aufsprengt, der literarische und gesellschafltiche Konventionen aufsprengt. Nur mit der Fortsetzung geht es nicht voran: Fritz steckt mitten in einer Schreibkrise, als er 1799 Berlin endgültig verlässt.

Auf der einen Seite hatte Schlegel Erfolg und auf der anderen Seite wurde ihm angekreidet, dass er vieles aus seinem eigenen Leben hineingebracht hatte.

Was kommt darin nicht alles zusammen: Briefe, Dialoge, Aphorismen, Tagebucheinträge. Der Roman sprengt die literarischen Gattungen von innen her auf, greift nach dem schönsten Chaos, um daraus ein ästhetisches Ungeheuer zu erzeugen.

»Lucinde« handelt von der Liebe, dieser verrückten Zeitordnung, welche die penible Zeit der moralischen Ordnung austrickst, hinter sich lässt, in der ästethischen Anschauung überwindet. Die beiden Hauptfiguren sind Julius und Lucinde. Schlegel formte Julius` Persönlichkeit durch seine eigene. Lucinde ist Julius` zukünftige Ehefrau, die viel Ähnlichkeit mit Schlegels zukünftiger Ehefrau hat.


Schlegel beschreibt die Entwicklung von Julius`. Julius lernt viele Mädchen kennen und will sich mit ihnen geistig vereinigen. Bei den meisten klappt das nicht. Am Schluss kommt er mit Lucinde zusammen.

Mit ihr kann er sich geistig vereinigen, weil sie sich in der Denkweise ergänzen und sich auch verstehen. Es bleibt aber nicht bei der geistigen Vereinigung, auch die körperliche spielt eine wichtige Rolle. Der Text ist sehr schön und gefühlvoll geschrieben. Er könnte durchaus Realität sein, aber Schlegel hat wahrscheinlich auch ein bisschen eine Traumwelt hineinfliessen lassen und übertrieben. Das ist für die Romantik auch normal.

Die Geschlechterverhältnisse werden umgekehrt, die unvereinbare Polaritä von Mann und Frau löst sich auf. Überladene Weiblichkeit wie übertriebene Mannlichkeit sind für Schlegel gleich langweilig, gleich rückwärtsgewandt. Die Geschlechter sollen sich wechselseitig ergänzen, um ein Geschlecht zu bilden: das Menschengeschlecht, denn ein anderes gibt es für Schlegel nicht.

Julius beschreibt als Ich-Erzähler, was er in seiner Entwicklung mit Mädchen und Frauen erlebt, was er fühlt und was das Mädchen, mit dem er zusammen ist, fühlen könnte. Schlegel stellt Julius so dar, wie wenn er ganz genau wüsste, was die anderen fühlen. Er erzählt sehr ausführlich, was er denkt. Als Leser weiss man also genau, was er denkt, und kann für sich entscheiden, ob man in einer ähnlichen Situation auch so denken würde. Dass Schlegel Julius ein trauriges Mädchen fast ausnützen lässt, gefällt mir zum Beispiel nicht.

Lucinde



Schlegel zeigt, dass sich Julius nach einer glücklichen Beziehung sehnt. Zuerst findet er keine solche Beziehung. Erst als er mit Lucinde zusammenkommt, hat er eine solche Beziehung.

Julius weiß genau, was die Frauen denken und fühlen. Er kann höchstens aufgrund der Erfahrung, die er mit der Zeit, spekulieren, was sie fühlen. Diese Beschreibungen sind sehr gefühlvoll geschrieben. Die Gefühle schwanken von Traurigkeit und Nachdenklichkeit bis zu grosser Freude. Schlegel ist es gelungen, durch Julius zu zeigen, wie sich ein junger Mann in der Entwicklung fühlen könnte. Er zeigt auch die weibliche Seite durch Lucinde. Trotzdem denke ich, dass Schlegel sein eigenes Leben vielleicht ein bisschen verschönert dargestellt hat. Es kommen allgemein viele Situationen aus dem Leben vor, der Roman hat also keine direkt spannende Handlungen. Spannend ist es aber, wenn man versucht die Gedankengänge von Julius nachzuvollziehen.

Die verschiedenen Mädchen und Frauen, die Julius kennen lernt, beschreibt Schlegel eine Weile lang intensiv, später kommen sie nicht mehr vor. Das ist auch logisch, denn Julius lernt während seiner Entwicklung immer wieder andere kennen und vergisst sie wieder. Dazu kommt, dass die Kapitel zeitliche Sprünge haben. Schon aus diesem Grund kommt jede Frau nur an einer bestimmten Stelle im Buch vor. Er kann sich nicht für eine entscheiden. Bis jetzt ist er noch nicht mit der Richtigen zusammen. Einzig Lucinde ist wichtig für ihn. Sie versteht ihn und er versteht sie. Sie können gut miteinander sprechen. Sie philosophieren zusammen über die Liebe. Sie sprechen viel in Bildern. Auch während den Dialogen haben sie eine sehr feine Sprache.

Literatur:

Lucinde
Lucinde
von Friedrich Schlegel

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