Menue

Samstag, 30. Januar 2021

Wie die Schatzalp zum Zauberberg wurde

Der Zauberberg

Der Schriftsteller Thomas Mann liebte die Schweiz. Daher spielt auch sein »Der Zauberberg« in einem Sanatorium in Davos. »Der Zauberberg« schildert eine gänzlich andere - fast schon entrückte - Welt. Thomas Mann schuf ein zeitlos gültiges Bild der Zeit um den Ersten Weltkrieg.

Der Roman »Der Zauberberg« von Thomas Mann erzählt die abenteuerliche Geschichte von Hans Castorp, einem jungen Mann einer alteingesessenen Bürgersfamilie aus dem flachen Norden Deutschlands.

Dieser Hans Castorp kommt zu Besuch auf den Zauberberg, einem Lungensanatorium auf der Schatzalp bei Davos, verschlägt es in diese Bergwelt und kommt nicht mehr weg. Denn, so wird schnell klar, dieser Zauberberg in einer abgeschotteten Bergwelt hat seine eigenen Gesetze und seine eigene Zeit, denn er ist aus der Zeit gefallen.

Früh verwaist, hat der junge Castorp gerade sein Studium als Schiffsbauingenieur beendet und fährt für drei Wochen nach Davos, um seinen Vetter Joachim Ziemßen zu besuchen, der dort in dem internationalen Sanatorium "Berghof" zur Kur weilt und seine Lungenerkrankung kuriert. Wegen Anzeichen von Tuberkulose wird dieser sicherheitshalber von den Ärzten in Davos behalten.

"Wenn ich einen Wunsch für den Nachruhm meines Werkes habe, so ist es der, man möge davon sagen, dass es lebensfreundlich ist, obwohl es vom Tode weiss."

Ein kurzer Besuch in einem Davoser Sanatorium wird für den Protagonisten Hans Castorp zu einem siebenjährigen Aufenthalt, der Kurort wird zur Bühne für die europäische Befindlichkeit vor dem Ersten Weltkrieg. - Im Juli 1913 begonnen, während des Krieges durch essayistische Arbeiten, vor allem durch die »Betrachtungen eines Unpolitischen«, unterbrochen, konnte der Roman erst im Jahr 1924 abgeschlossen und veröffentlicht werden.


Die Inspiration zur Geschichte bekam Thomas Mann von seinem eigenen Aufenthalt in Davos. Seine Frau Katia erkrankte an Tuberkulose und reiste zur Liegekur ins Waldsanatorium Davos. Das bot Thomas Mann fundierte Berichte über das Leben im Sanatorium aus erster Hand. Geplant als Novelle, als heiteres Gegenstück zu dem ernsten »Tod in Venedig«, entstand mit dem »Zauberberg« einer der großen Romane der klassischen Moderne und zu einem der gewaltigen Werke der Weltliteratur.

Literatur:

Der Zauberberg
Der Zauberberg
von Thomas Mann

Weblinks:

Manns Zauberberg - www.davos.ch

Schatzalp - Wikipedia-org

Bücher-Shop   Literatur Bücher-Shop

Adelbert von Chamisso 240. Geburtstag

Adelbert von Chamisso


Adelbert von Chamisso wurde vor 240 Jahren am 30. Januar 1781 geboren. Adelbert von Chamisso war ein deutscher Dichter und Naturforscher.

Der Erzähler und Lyriker wurde als Louis Charles Adélaide de Chamisso de Bouncourt auf Schloss Boncourt in der Champagne geboren. Die Familie des späteren Künstlers floh während der französischen Revolution nach Deutschland.

In den Jahren 1815 bis 1818 umsegelte Chamisso die Welt. Nach seiner Rückkehr war er im Botanischen Garten in Berlin tätig, später leitete er das dortige Herbarium.

Neben seinen Studien als Naturforscher betätigte er sich als Schriftsteller. Er schrieb der Romantik nahestehende, volkstümliche Balladen und Erzählungen. Berühmt machte ihn "Peter Schlemihls wundersame Geschichte" (1814).

Adelbert von Chamisso starb am 21. August 1838.

Dienstag, 26. Januar 2021

Achim von Arnim 240. Geburtstag

Achim von Arnim

Achim von Arnim - eigentlich Karl Joachim Friedrich Ludwig von Arnim - wurde vor 240 Jahren am 26. Januar 1781 in Berlin geboren. Achim von Arnim war ein deutscher Schriftsteller der Romantik. Neben Clemens Brentano und Joseph von Eichendorff gilt er als ein wichtiger Vertreter der Heidelberger Romantik.

Arnims Mutter starb bei seiner Geburt, der Vater übergab das Kind der Schwiegrmutter, die ihm eine großbürgerliche Erziehung in Berlin ermöglichte. Er studierte erst Rechtswissenschaften, später Mathematik und Physik.

Arnim unternahm von 1801 bis 1804 eine Bildungsreise quer durch Europa zusammen mit seinem Bruder Carl Otto. 1802 begegnete er in Frankfurt erstmals seiner späteren Frau Bettina und bereiste zusammen mit Brentano den Rhein. Ende 1802 besuchte er auf Schloss Coppet Frau von Staël und 1803 traf er in Paris erstmals mit Friedrich und Dorothea Schlegel zusammen. In diesem Jahr reiste Arnim weiter nach London und blieb bis Sommer 1804 in England und Schottland.

Clemens Brentano Nach seiner Rückkehr entwarfen Arnim und Brentano erste konkrete Pläne zur Herausgabe einer Volksliedersammlung, die schließlich 1805 unter dem Titel »Des Knaben Wunderhorn« erschien. Arnim ging mit Goethe in Weimar die gesammelten und teils von Arnim und Brentano stark bearbeiteten Lieder der Sammlung durch.

Des Knaben Wunderhorn Arnim zog 1808 nach Heidelberg, Clemens Brentano folgte ihm und dort vollendeten sie ihre Arbeit an der Volksliedersammlung. Der zweite und dritte Band des Wunderhorns erschien und außerdem schrieb Arnim Aufsätze für die Heidelbergischen Jahrbücher. In dem Kreis von Romantikern um Joseph Görres, der der Heidelberger Romantik ihren Namen verdankt, gab Arnim die Zeitung für Einsiedler heraus, an der neben Brentano, Görres und den Brüdern Grimm auch Tieck, Friedrich Schlegel, Jean Paul, Justinus Kerner und Ludwig Uhland mitarbeiteten.

Bettina von Arnim 1810 verlobte sich Arnim mit Bettina, das Paar heiratete am 11. März 1811. Achim von Arnim war mit Bettina von Arnim verheiratet und das berühmte Dichterpaar führte eine ungewöhnlichen Ehe. Die Arnims hatten sieben Kinder. Das Paar lebte meist getrennt, sie in Berlin, er auf seinem Gut Wiepersdorf.

Beide waren keine einfachen Menschen, sie die kindliche, Goethe verehrenden Bürgertochter aus Frankfurt, er der naturliebende Junker vom Lande. Nach der Geburt von sieben Kindern trennen sie sich räumlich, weil Bettina es auf dem Land einfach nicht aushielt. Sie brauchte das bunte Leben in der Stadt, während Arnim das Leben als Landjunker vorzog. Doch sie blieben in Liebe verbunden, tauschen sich aus, besuchen sich und als Arnim nach knapp 20 Jahren Ehe starb, war Bettina unglaublich traurig.

Es war eine der großen Liebesgeschichten der deutschen Romantik: Bettine Brentano und Achim von Arnim. Ihre Ehe dauerte von 1811 bis 1831 und verband zwei eigenwillige, gegensätzliche Gefühlsmenschen in einer höchst modern anmutenden Melange aus Zärtlichkeit und Konflikten, idealistischen Höhenflügen und profanen Sachzwängen.

Bald nach der Hochzeit reisten sie gemeinsam nach Weimar, um Goethe zu besuchen. Ein heftiger Streit Bettinas mit Goethes Frau Christiane führte zu einer lebenslangen Entfremdung zwischen Goethe und Arnim. 1813 während der Befreiungskriege gegen Napoleon befehligte Arnim als Hauptmann ein Berliner Landsturmbataillon.

Achim von Arnim engagierte sich in der »Deutschen Tischgesellschaft« und hielt eine Rede gegen die Juden, provozierte seinen Rauswurf bei Sara Levy und eine Prügelei mit Moritz Itzig. Bei Achim von Arnim verdichten sich Klischees des Judenhasses mit politischen Problemen der Zeit und seiner tief empfundene „Schmach“, die Furcht vor der Abhängigkeit von seiner Frau, zum Hass auf die Juden. Mit Schaudern kann man heute feststellen, dass niemand aus dem prominenten Kreis von Schleiermacher über Brentano bis Kleist hier ein Veto eingelegt hat.

Kurz nach dieser Rede verließen die von Armins Berlin für ein halbes Jahr, um Gras über die Sache wachsen zu lassen. Achim von Armin hatte sich nicht nur unmöglich gemacht, er war auch pleite und konnte sich das Leben in Berlin nicht leisten. Bettine lebte in Berlin und Achim in Wiepersdorf.

Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen gehört die Sammlung von Volksliedern "Des Knaben Wunderhorn" (1806-1808), die er zusammen mit Clemens von Brentano herausgab. Als ein Hauptvetreter der Romantik ist sein Werk von einer Rückbesinnung auf den deutschen Geist geprägt. Ein Beispiel für dieses Versinken in nationale und religiöse Identitäten ist der historische Roman "Die Kronenwächter" (1817), der sich durch eine neue Form der dichterischen Erzählung auszeichnet.

Achim von Arnim starb am 21. Januar 1831 in Wiepersdorf, Kreis Jüterbog-Luckenwalde.


Literatur:

Des Knaben Wunderhorn
Des Knaben Wunderhorn
von Clemens Brentano


Biografier:

»Bettine und Achim von Arnim: Die Geschichte einer ungewöhnlichen Ehe«

Bettine und Achim von Arnim: Die Geschichte einer ungewöhnlichen Ehe von Hildegard Baumgart

Weblinks:

Literatur von und über Achim von Arnim im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Werke von und über Achim von Arnim in der Deutschen Digitalen Bibliothek

  • Werke von Achim von Arnim im Projekt Gutenberg-DE

    Von Volksliedern. An Herrn Kapellmeister Reichardt. Dr. Rudolf Brandmeyer, abgerufen am 18. Dezember 2012.

    Kommentierte Linksammlung der Universitätsbibliothek der FU Berlin (Memento vom 11. Oktober 2013 im Webarchiv archive.today) (Ulrich Goerdten)

    Aufsätze zu Achim von Arnim im Goethezeitportal

  • Sonntag, 24. Januar 2021

    »Alles still!« von Theodor Fontane



    Alles still! Es tanzt den Reigen
    Mondenstrahl in Wald und Flur,
    Und darüber thront das Schweigen
    Und der Winterhimmel nur.

    Alles still! Vergeblich lauschet
    Man der Krähe heisrem Schrei.
    Keiner Fichte Wipfel rauschet,
    Und kein Bächlein summt vorbei.

    Alles still! Die Dorfeshütten
    Sind wie Gräber anzusehn,
    Die, von Schnee bedeckt, inmitten Eines weiten Friedhofs stehn.

    Alles still! Nichts hör ich klopfen
    Als mein Herze durch die Nacht -
    Heiße Tränen nieder tropfen
    Auf die kalte Winterpracht

    »Alles still!« von Theodor Fontane (1851)


    Mittwoch, 20. Januar 2021

    »Der arme Spielmann« von Franz Grillparzer

    Der arme SpielmannDer arme Spielmann


    Franz Grillparzers »Der arme Spielmann« erzählt die Geschichte eines Mannes, dem das Schicksal alles andere als freundlich gesinnt war, der trotz intellektueller Begabung einen sozialen Abstieg erleiden musste. Es erzählt auch von einem tragischen Lebenswandel dieses jungen Mannes und endet dramatisch mit einem unausweichlichen Ende. »Der arme Spielmann« ist eine Geschichte die man gerne erzählt. Sie rührt und erheitert. Und genau dieses Emotionale ist es was sie so besonders macht, denn sie ist mit Herz und aus Erkenntnis geschrieben.

    Sie beginnt mit einem Wiener Volksfest auf welchem der einen Straßenmusikanten entdeckt, der seine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Anders als seine Konkurrenz spielt er nach Noten und das mit ganzer Leidenschaft. Doch sein Lohn ist gleich null, wobei er schließlich die Aussichtslosigkeit seines Spiels einsieht und auf Lateinisch fluchend von danan zieht. Das Interesse seines Beobachters ist damit allerdings umso mehr angefacht. Er beschließt dem Musikanten zu folgen und herauszufinden was ein derart kultivierter Mann nur als armer Spielmann treibt. Doch der Straßenmusiker weigert sich zunächst und trifft mit dem namenlosen Erzähler eine "geschäftliche" Vereinbarung, denn er will für seine Erzählung bezahlt werden.

    Geboren als Sohn eines Wiener Hofrats durchlebte er eine unbeschwerte Kindheit und scheiterte schließlich am Gymnasium. Ein einziges Wort wollte ihm nicht einfallen, dabei legte er immer großen Wert auf sein überragendes Gedächtnis und ist unfähig zu improvieren. Jakob versagt, weil er sich weigert zu akzeptieren, dass er sich etwas nicht merken konnte, dass seine Erinnerung nicht perfekt ist. Und so nimmt ihn sein Vater enttäuscht ob des Versagens seines Sohnes aus der Schule, wobei er ihn stattdessen in einer Schreibstube unterbringt. So sehr Jakob seinen neuen Beruf auch beherrscht, Grund zur Freude hat er wenig, denn nachdem seine Brüder das elterliche Haus verlassen haben, ist er vor allem allein. Sein zutiefst von ihm enttäuschter Vater hält ihn jedoch in der heimischen Enge gefangen. Ein Ausweg scheint sich anzubahnen, als er die Nachbarstochter in bezauberndes Lied summen hört und alles versucht sich dieses zu merken. Nach Jahren greift er nun wieder zur Geige, doch ihm fehlen die Noten, frei spielen kann er nicht. Seine eigene Scheu überwindend, wagt er es, Barbara anzusprechen und um Hilfe zu bitten. Sie willigt ein und verschafft ihm die Noten, wobei sich ihre Beziehung zu entwickeln beginnt. Kurz darauf stirbt der alte Hofrat und dennoch soll das nur der erste Schicksalsschlag für Jakob sein, der seine Mutter schon viel früher verloren hat.

    Jakob ist ein interessanter Charakter, einerseits durch sein besonderes Gedächtnis begabt, anderenseits aber auch erschreckend lebensunfähig, ist er doch unfähig mit unvollständiger Erinnerung zu agieren, er braucht Halt, etwas Festes und unabänderliches, woran er sich orientieren kann. Die wortgetreue Wiedergabe und totale Erinnerung ebenso wie die Noten, ohne deren Hilfe er sich nicht im Stande sieht, zu spielen. Sein Spiel, auch wenn es eher schlecht ist, ist an Zwang gebunden, er kann von seinen Prinzipien nicht abweichen.

    Dabei ist er noch in Barbara verliebt, wobei sich diese Beziehung schon bald als immer komplizierter entpuppt. Ein gemeinsames Leben ist ihnen nicht vergönnt und auch schafft es Jakob nicht ein zweites Mal über seinen Schatten zu springen und um sie zu werben. Darüber hinaus ist der arme Spielmann auch eine Gesellschaftskritik, denn Jakob sinkt mit der Zeit immer tiefer in seinem sozialen Status, vom Sprössling eines vermögenden Hofrates wird er zum minderen Beamten, bis er schließlich beginnt alles zu verlieren. Je tiefer er fällt, desto bedrückender werden die Schicksalsschläge, bis er dort ist, wo der Erzähler in auffindet, als Bettler auf der Straße, der sich seine Dachstube mit zwei Handwerkern teilen muss.

    »Der arme Spielmann« ist eine großartige Geschichte -emotional, tiefgehend, autobiografisch, glaubhaft und einfach schön zu lesen, wenn auch zunächst sprachlich etwas gewöhnungsbedürftig und insgesamt kurz. Eine Mischung aus Autobiografie und Roman verleiht Franz Grillparzers armen Spielmann seinen unvergesslichen Charme. Doch sie zeichnet ein anderes Bild vom Wien des 19. Jahrhunderts, als etwa Arthur Schnitzler und dabei ist Franz Grillparzers Geschichte dennoch zeitlos und für Neuinszenierungen bestens geeignet.


    Literatur:

    Der arme SpielmannDer arme Spielmann von Franz Grillparzer

    Samstag, 16. Januar 2021

    Franz Grillparzer 230. Geburtstag

    Franz Grillparzer

    Franz Grillparzer wurde vor 230 Jahren am 15. Januar 1791 in Wien geboren. Franz Grillparzer war ein österreichischer Schriftsteller, der vor allem als Dramatiker hervorgetreten ist. Aufgrund der identitätsstiftenden Wirkung seiner Werke wird er auch als österreichischer Nationaldichter bezeichnet. br>
    1807 bis 1811 studierte Grillparzer Jura an der Unversität Wien. Als Schüler und Student erlebt er innerhalb dieser Zeit das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (1806) und die Besetzung Wiens durch Napoleon (1809). Das Erleben dieser Ereignisse beeinflusste Grillparzers Geschichtsverständnis und seine Dramatik. Er hielt an der Habsburger-Dynastie fest, pochte auf Tradition und lies seine dramatischen Helden am Traditionsbruch scheitern, wie etwa in »Die Ahnfrau«,(1817) und »König Ottokars Glück und Ende« (1825).
    bt> Grillparzer war zunächst Hauslehrer, dann ging er an die Hofbibliothek und später an die Hofkammer.

    Franz Grillparzer

    Grillparzers poetische Anfänge wurden beeinflusst von der Romantik (die ihm die bleibende Vorliebe für die spanischen Dramatiker einprägte) und von der vorübergehenden Irrung der Schicksalstragik, der er in der Ahnfrau sein Opfer brachte. Von diesen Einflüssen konnte er sich verhältnismäßig rasch emanzipieren, nicht aber von den Verhältnissen und dem Bildungszustand seiner Heimat

    Franz Grillparzers Werke sind u.a. beeinflusst von der Weimarer Klassik, der Romatik, von Shakespeare, Lope de Vega und Calderon.

    In seinen Erzählungen lenkt er das Augenmerk vor allem auf die psychischen Vorgänge im Inneren seiner Helden. Gleichzeitig mit dem Einblick in das Innenleben der Schnitzlerschen Figuren bekommt der Leser aber auch ein Bild von der Gesellschaft, die diese Figuren und ihr Seelenleben prägt.

    Franz Grillparzers Werke sind u.a. beeinflusst von der Weimarer Klassik, der Romatik, von Shakespeare, Lope de Vega und Calderon.

    Franz Grillparzer schrieb Dramen, Erzählungen und Lyrik. Zu seinen bekanntesten Werken gehören sein Lustspiel »Weh dem, der lügt« und seine Tragödien »Sappho«, »König Ottokars Glück und Ende« und »Die Ahnfrau« (1816). »Sappho« ist eine Tragödie im altgriechischen Stil vom österreichischen Nationaldichter in Anlehnung an das Leben der großen hellenischen Poetin - quasi ein in der Klassik wurzelnder Klassiker.

    Grillparzers Werk zeichnet sich durch große Gattungsvielfalt aus. So begegnet man der Schicksalstragödie, dem Trauerspiel, dem Künstlerdrama, dem Besserungsstück, der Liebestragödie sowie dem Geschichtsdrama.

    Franz Grillparzer starb am 21. Januar 1872 in Wien.

    »Das Versprechen« von Friedrich Dürrenmatt

    Der Richter und sein Henker



    Das Versprechen

    »Das Versprechen« ist ein Kriminalroman von Friedrich Dürrenmatt und ein Reqiem auf den Kriminalroman mit dem Kommissar Matthäi in der Hauptrolle - bekannt geworden in der Verfilmung »Es geschah am hellichten Tag«.

    Eigentlich sollte sich Kommissar Matthäi, der auf der Höhe seiner Karriere angelangt ist, zum Flug nach Jordanien fertigmachen, um dort ein ehrenvolles Amt zu übernehmen. Da erreicht ihn ein Anruf aus Mägendorf, einem kleinen Ort bei Zürich. Ein ihm unbekannter Hausierer teilt ihm mit, er habe im Wald die Leiche eines grausam verstümmelten Mädchens gefunden. Obwohl Matthais Abflug kurz bevor steht, fährt er nach Mägendorf und verspricht den Eltern des Kindes nicht zu rasten, bis er den Täter entlarvt hat.

    Der Autor schafft den grandiosen Spagat, einerseits eine packende Kriminalgeschichte zu erzählen und andererseits das Genre Krimi - und dessen impliziten Ideologie einer durch Logik und Vernunft regelbaren Welt - zu kritisieren. Mit wenigen erzählerischen Pinselstrichen schafft er eine dichte und beklemmende Atmosphäre. Dürrenmatt hält sich an seine eigene Maxime für Schauspiele, dass es immer mit der denkbar schlechtesten Lösung enden muss. Wer Dürrenmatts Maxime kennt, der weiß auch, wie das Kriminalstück ausgeht:

    Eine Geschichte ist erst dann zu Ende erzählt,
    wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat.

    Ein Meisterwerk. Der Abgesang auf den Kriminalroman ist wärmstens zu empfehlen. Er ist wunderbar geschrieben - halt ein Dürrenmatt. Und dass der Schluss anders ausfällt als im Film »Es geschah am hellichten Tag«, ist insofern logisch, als hier nicht die Auflösung des Falles im Mittelpunkt steht, sondern das Versprechen und der Ermittler, der das Versprechen gegeben hat. Am Schluss regiert halt der Zufall und nicht die Ermittlungslogik.

    Literatur:

    Das Versprechen
    Das Versprechen
    von Friedrich Dürrenmatt

    »Der Großinquisitor« von Fjodor Dostojewski

    »Der Großinquisitor« ist ein Roman von Fjodor Dostojewski.

    Im mittelalterlichen Spanien der Inquisition erscheint Christus. Obwohl er kein Wort spricht, wird er von den Menschen erkannt. Er heilt und wirkt Wunder, bis er verhaftet und vom Großinquisitor zum Verhör bestellt wird. Der Greis klagt Jesus an, durch sein Erscheinen auf der Erde die Ordnung der Kirche gestört zu haben und beschuldigt ihn damit, der Menschheit ihre Illusion von Glück und Freiheit zu rauben. Doch Jesus schweigt. Die Legende ist Teil von Dostojewskis letztem Roman »Die Brüder Karamasow«. Hier formuliert er seine Kritik an der Institution der römischen Kirche als Verkörperung weltlicher Macht.

    Die Dichtung vom Großinquisitor ist im Grunde ein Dialog im Dialog der beiden Brüder Iwan und Alosha Karamasow. Iwan teilt seinem Bruder mit dass er sich eine Dichtung erdacht hat, die er ihm gerne vortragen möchte und diese Dichtung ist die Geschichte vom Großinquisitor.
    Die Geschichte beginnt damit, dass Jesus unter die Menschen zurückgekehrt ist und das zur Zeit der spanischen Inquisition. Er trifft dort auf den greisen Großinquisitor, der ihn höchstpersönlich zu seinem Gefangenen macht und dem Scheiterhaufen überantworten möchte.

    Doch zuvor möchte der Großinquisitor den gefangenen Jesus noch verhören, wenn er ihn auch dabei kein Wort sprechen lässt, was auch nicht nötig ist, denn er hatte zu seiner Zeit bereits ja alles gesagt was wichtig ist, wie der Großinquisitor dies auch anführt. Er hält ihm vor, seine Kirche im Stich gelassen zu haben und dass es nun an ihm und den Klerus ist die Kirche und damit die Menschheit unter Kontrolle zu halten, denn ohne sie wäre der Mensch ja nicht fähig zu leben.

    Freiheit, so der alternde Mann, sei nicht in der Natur des Menschen verankert, sie würde nur Chaos verursachen. Menschen brauchen Hirten, denn sie sind wie Schafe und so müssen eben jene Kardinäle und Inquisitoren die schwere Bürde auf sich nehmen über die Menschen zu richten.

    Der Großinquisitor
    Der Großinquisitor

    Das Problem von Freiheit, Verbrechen, Schuld und Strafe, sowie die Polarität zwischen Gut und Böse bestimmen das Werk Dostojewskis. In "Die Brüder Karamasow" erfahren diese Themen ihre letzte vollendete literarische Gestaltung. Dostojewskis letzter und bedeutendster Roman erzählt von der Idee der absoluten Freiheit. Und hier im Fünften Kapitel des fünftes Buches dieses besten Romans aller Zeiten wird Iwan seinem Bruder Aljoscha ein prosaisches Gedicht erzählen, wo die Fragen an Jesus, sich zu offenbaren, nicht beantwortet werden, weil die Freiheit des Einzelnen über allem steht. "Nicht vom Brot allein lebt der Mensch" ist die hier dominierende Antwort und Feststellung, die das Handeln rechtfertigt, nämlich einen Stein nicht in Brot zu verwandeln.

    Dostojewskij erlaubt mit seiner Dichtung hierbei tiefe Einblicke in das menschliche Wesen und stellt unverblümt die dunkelsten Abgründe unserer Lebensphilosophie dar. Sein tiefgründiger Blick auf die chaotischen Grundlagen des Menschen mag ihm dann wohl auch den Titel des grausamen Philosophen eingebracht haben. Am Besten sollte man dieses Buch selbst lesen, denn nur dann wird man es gegebenenfalls verstehen und zu schätzen wissen oder auch nicht.

    Weblinks:

    Fjodor Dostojewski-Biografie - www.die-biografien.de

    Fjodor Dostojewski-Zitate - www.die-zitate.de


    Literatur:

    Der Großinquisitor
    Der Großinquisitor
    von Fjodor Dostojewski

    Mittwoch, 13. Januar 2021

    James Joyce 80. Todestag

    James Joyce

    James Joyce starb vor 80 Jahren am 13. Januar 1941 in Zürich. James Joyce gilt als einer der bekanntesten irischen Schriftsteller der Gegenwart.

    Mit seiner, die bisherigen Konventionen des Romans brechenden, Erzählweise und seinem Stil der Darstellung von gleichzeitig ablaufenden Handlungen ("Stream of Consciousness") prägte Joyce nachhaltig die literarische Moderne.

    Joyce studierte am University College von Dublin moderne Sprachen, u.a. Englisch, Französisch und Italienisch.

    1902 ging er nach Paris, um ein Medizinstudium zu beginnen. Er wandte sich dort aber dem Schreiben zu und führte einen ausschweifenden Lebensstil. 1903 kehrte er nach Dublin zurück, konnte dort jedoch nicht Fuß fassen. Mit seiner Geliebten und späteren Ehefrau Nora Barnacle siedelte er 1904 auf den Kontinent über und lebte hauptsächlich in Triest.

    James Joyce schrieb Kurzgeschichten und überarbeitete seinen ersten Roman »Stephen Hero«, der später als »A Portrait of the Artist as a Young Man« (»Porträt des Künstlers als junger Mann«) veröffentlicht wurde. 1914 erschien Joyces erste Kurzgeschichtensammlung »Dubliners«.

    Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges zog er mit seiner Familie nach Zürich, wo sein bekanntestes Werk »Ulysses« entstand. Der Roman in Form einer Tagesbeschreibung wurde in den Jahren 1918 bis 1920 in Auszügen in der amerikanischen Zeitschrift »The Little Review« abgedruckt. 1921 wurde er wegen obszöner Inhalte verboten. 1922 erschien »Ulysses« schließlich in zensierter Buchform in der Pariser Buchhandlung »Shakespeare and Company«.

    1920 zog Joyce auf Einladung seines Freundes Ezra Pound nach Paris, wo er bis zu Frankreichs Besetzung im Zweiten Weltkrieg lebte. Dort entstand sein letzter Roman »Finnegan’s Wake« (»Finnegans Totenwache«), der 1939 veröffentlicht wurde.

    James Joyce wurde am 2. Februar 1882 in Dublin geboren, wo er in schwierigen und ärmlichen Familienverhältnissen aufwuchs. James Joyce gilt als einer der bekanntesten irischen Schriftsteller der Gegenwart.

    Weblinks:

    James Joyce-Biografie

    James Joyce-Zitate

    Friedrich Dürrenmatts Schweizbild


    Friedrich Dürrenmatt

    Der Autor hieße nicht Dürrenmatt, wenn er nicht sein Schweizbild und seine Haltung zur Schweiz in seinem Werk ausbreiten würde. Das Schweizbild setzt sich bei Dürrenmatt aus vielen einzelnen Aspekten zusammen, welche er in seinen Werken einer Kritik unterwirft und dabei folgende Regel befolgt:

    »Man soll sich seiner Liebe nicht schämen,
    und die Vaterlandsliebe ist immer noch eine gute Liebe,
    nur muß sie streng und kritisch sein, sonst wird sie eine Affenliebe.«

    Die Schweiz ist eine führende Wirtschaftsnation unter strikter Wahrung der Neutralität, aber mit zweifelhaften Wirtschaftspraktiken. Immer wieder schildert er die Schweiz als Wirtschaftsnation, verwickelt in kriminelle Geschäfte.

    »Wer wirtschaftlich so tüchtig mithurt wie die Schweiz,
    kann politisch nicht als Jungfrau auftreten.«

    Mit »Frank der Fünfte. Oper einer Privatbank« entwarf Dürrenmatt schon 1959 das wüste Bild einer Schweizer Finanzindustrie, die kriminelle Aktivitäten als ihr Kerngeschäft versteht, und auch «Der Besuch der alten Dame», Dürrenmatts erfolgreichstes Bühnenstück, ist eine Parabel der Käuflichkeit voller gemütlichem Lokalkolorit.

    Bereits in seinem ersten Welterfolg, »Der Richter und sein Henker«, erschien die Schweiz als schillerndes Zwitterreich aus ländlicher Gemütlichkeit und internationalem, zynisch protegiertem Wirtschaftshub. Dürrenmatts bevorzugte Metapher für den komplexfreien helvetischen Geschäftssinn ist der Waffenhandel oder gleich das internationale Verbrechersyndikat, nicht nur in »Der Richter und sein Henker«, sondern auch in den grossen philosophischen Kriminalromanen des Spätwerks, »Justiz« und »Durcheinandertal«.

    Aber Dürrenmatt war auch deshalb besonders hellhörig für die Auswirkungen des Verschontgebliebenseins auf die nationale Psyche, weil es für seinen eigenen Werdegang so entscheidend war. Die Schweiz «war einfach von der Weltgeschichte vergessen worden, dispensiert, sitzen gelassen, als Fossil behandelt — auch das kommt ja vor». So beschreibt Dürrenmatt sein Lebensgefühl in den letzten Kriegsjahren.

    »Es war nicht auszumachen, ob sie (die Schweiz) ein Gefängnis war,
    eine belagerte Festung oder eine Produktionsstätte für Hitler.«

    Die Metapher von der Schweiz als Gefängnis – und ganz allgemein das Labyrinth, das Stollensystem, das Spiegelkabinett als Bild der Verworrenheit und Bedrängnis der menschlichen Existenz – wurde ein Leitmotiv des Dürrenmatt'schen Werks.

    Aus dem Gefangensein in der Neutralität wollte Dürrenmatt ausbrechen - und die Schriftstellerei schien ihm dazu der einzige Weg:

    »Diese Groteske des Verschontseins stellte mich endlich vor eine Aufgabe:
    Die Welt, die ich nicht zu erleben vermochte, wenigstens zu erdenken, der Welt Welten entgegenzusetzen, die Stoffe, die mich nicht fanden, zu erfinden.«

    Wie unverständlich Dürrenmatt jedoch bis zuletzt für seine Miteidgenossen geblieben ist, das zeigte der krachende Skandal, mit dem er von der Bühne abtrat. Seine Rede »Die Schweiz – ein Gefängnis«, die er drei Wochen vor seinem Tod zu Ehren von Vadav Havel hielt, wurde ihm vom politischen Establishment derart verübelt, dass der anwesende Alt-Bundesrat Furgler danach den Handschlag verweigert haben soll.

    Natürlich war es ein – typisch Dürrenmatt'sches – Bubenstück, ausgerechnet in einer Hommage an Havel, der jahrelang in sehr realen tschechoslowakischen Gefängnissen zugebracht hatte, das Land Schweiz als grosses Gefängnis darzustellen, das sich dadurch auszeichne, dass alle Insassen zugleich ihre eigenen Wärter seien. Die damals brodelnde Fichenaffäre – es gab eine dicke Dürrenmatt-Fiche – dürfte das ihrige dazu beigetragen haben, dass in der Havel-Rede die Schilderung des verwirrlichen Schweizer Gefängnissystems gar nicht mehr aufhören wollte.



    Weblinks:

    Friedrich Dürrenmatt-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

    Friedrich Dürrenmatt-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

    Dürrenmatts Schweizbild - www.mrkunz.ch

    Samstag, 9. Januar 2021

    »Der Richter und sein Henker« von Friedrich Dürrenmatt

    Der Richter und sein Henker
    Der Richter und sein Henker

    Hans Bärlach ist ein alter Kriminalkommissar in Bern - ein Kommissär, wie es Bernerischen heißt. Sein bester Mitarbeiter, Ulrich Schmied, wird auf einer Landstrasse vor Twann erschossen aufgefunden. Dürrenmatts Kommissar bärbeißiger Bärlach gehört nicht zu den strahlenden Helden der Kommissars-Zunft. Er ist ein schwerkranker Misanthrop aus Erfahrung, der im günstigsten Fall noch ein Jahr zu leben hat. Friedrich Dürrenmatts Kommissär Bärlach ist eine Kriminalfigur, die stark autobiographische Elemente offenbart.

    Ein junger und ehrgeiziger Polizist ist erschossen worden. Ort des Verbrechens ist die Twannbachschlucht in der beschaulichen Westschweiz. Kommisär Bärlach sucht den Mörder seines geschätzen Kollegen. Abgründe tun sich auf, auch bei den polizeilichen Ermi

    Der Richter und sein Henker


    Der Richter und sein Henker

    Hans Bärlach ist ein alter Kriminalkommissar in Bern - ein Kommissär, wie es Bernerischen heißt. Sein bester Mitarbeiter, Ulrich Schmied, wird auf einer Landstrasse vor Twann erschossen aufgefunden. Dürrenmatts Kommissar bärbeißiger Bärlach gehört nicht zu den strahlenden Helden der Kommissars-Zunft. Er ist ein schwerkranker Misanthrop aus Erfahrung, der im günstigsten Fall noch ein Jahr zu leben hat. Friedrich Dürrenmatts Kommissär Bärlach ist eine Kriminalfigur, die stark autobiographische Elemente offenbart.

    Ein junger und ehrgeiziger Polizist ist erschossen worden. Ort des Verbrechens ist die Twannbachschlucht in der beschaulichen Westschweiz. Kommisär Bärlach sucht den Mörder seines geschätzen Kollegen. Abgründe tun sich auf, auch bei den polizeilichen Ermittlungen.

    »Sie haben Schmieds Mörder festzustellen,
    ohne Rücksicht darauf, daß ich einen bestimmten Verdacht habe.«


    Wenn der, den ich verdächtige, der Mörder ist, werden sie Selbst auf ihn stoßen.«

    Kommissar Bärlach hat einen unbegründeten Verdacht, dem er nachgeht und von dem er weiß, dass er möglicherweise richtig liegt. Im Laufe des Romans sammelt Kommissar Bärlach Indizien, deren "Sammlung" beim ersten Lesen unbegründet erscheint, da sich Bärlachs Vorgehensweise erst am Ende des Romans aufklärt.

    Schnell begreift der Leser, dass Bärlach viel mehr weiß und mit äußerster Berechnung vorgeht. Unbeantwortet bleibt, wie er über die Hintergründe der Tat im Bilde sein kann. Dieser kantige, eigenbrödlerische Polizist lockt den faszinierten Leser immer tiefer in den Roman hinein. Atemlos verfolgt der Leser Schritt um Schritt den beharrlichen Kömmisär.

    Um keinen Preis lässt dieser zu, dass jemand seine Pläne durchkreuzt. Selbst Bärlachs Vorgesetzter unterlässt es, Anweisungen zu geben, weil er dessen fehlende Einsicht und Sturheit fürchtet. Die nüchterne und kantige Sprache Dürrenmatts spiegelt schnörkellos den Charakter des Ermittlers wieder.

    Die Berner Polizei hat sich wirklich ungeschickt benommen,
    man erschießt mal nun keinen Hund, wenn Bach gespielt wird.


    Der Autor zeichnet sein Bild der Schweiz in den 50er Jahren und feuert immer wieder feine Spitzen gegen den Staat, Gesellschaft und die Polizei ab. Ohne Überheblichkeit begreift sich Dürrenmatt absolut als Teil dieser Gesellschaft. Sein alter ego im Roman, der Kommissär Bärlach, lebt in Bern, „dieser verschlafenen, biederen Stadt, von der man nie recht weiß, wieviel Totes und wieviel Lebendiges eigentlich noch an ihr ist."

    Vor der Forderung der Gerechtigkeit gibt es keine Neutralität. Von dieser Maxime wird schon »Der Richter und sein Henker« bestimmt, das in der Bundeshauptstadt des Jahres 1948 spielende Kriminalstück, in dem die Protagonisten nach langen Auslandsaufenthalten mehr oder weniger gezwungenermassen wieder in der Schweiz gelandet sind, hadernd mit dem Leben in der Provinz.

    Der bärbeissige Kommissar Bärlach, der sich zum selbsternanten Richter und Henker erhebt, bringt zwar den Bösewicht und Waffenhändler Gastmann zur Strecke, aber nur um den Preis, daß er ihn exekutieren lässt für ein Verbrechen, das Gastmann gar nicht begangen hat. Wer dem Unrecht entgegentreten will, muss sich die Hände schmutzig machen, sich kompromittieren. Obwohl Dürrenmatt sich immer mit Schaudern dagegen verwahrte, ein engagierter Literat zu sein, und sich damit dezidiert von Brecht und zeitweilig auch von Max Frisch absetzte - einfach weil er nie an die Reinheit politischer Lehren geglaubt hat, für die er sich hätte engagieren können -, gab es für ihn auch keine künstlerische Warte, die frei schwebend und «neutral» über den Dingen gestanden hätte.

    Friedrich Dürrenmatt schrieb auch erfolgreiche Kriminalromane, die einer eigenen kriminalistischen Logik folgen. Dieser Kriminalroman zeichnet sich dadurch aus, dass er die üblichen Genre-Erwartungen enttäuscht, dafür aber durch Ironie und Groteske neue und überraschende Spannungsmomente schafft. Ausgangspunkt der Kriminalromane von Friedrich Dürrenmatt ist die Nichtberechenbarkeit der Welt.

    Damit verletzt er die üblichen Regeln des Genres, das die Berechenbarkeit des menschlichen Handelns und die innere Ordnung der Welt durch ausgleichende Gerechtigkeit voraussetzt. In Dürrenmatts Kriminalromanen - wie auch in seinen Dramen - spielt der Zufall die Hauptrolle.

    Bis auf ein paar Schweizer Spezialitäten wie z.B. die Jura-Frage oder Ortsnamen alles ohne Nachschlagen auch von Lesern, die keinerlei Alemannisch oder Schweizerdeutsch verstehen, bewältigt werden kann. Das Atmosphärisch-Schweizerische, das unter Anderem auch den Reiz des Buches ausmacht, kommt aber keineswegs zu kurz.

    Der Leser erfährt im Roman, daß die Schweiz eine auf Vertraulichkeit und Verschweigenheit bsaierende Gesellschaft ist, welche in ihrer Kriminalistik nicht auf dem neuesten Stand ist und spart dabei nicht mit Spott: Die ganze Polizei muß aus kriminalistischer Ahnungslosigkeit abdenken.

    Dürrenmatt hält sich an seine eigene Maxime für Schauspiele, dass es immer mit der denkbar schlechtesten Lösung enden muss. Wer Dürrenmnatts Maxime kennt, der weiß auch, wie das Kriminalstück ausgeht:

    Eine Geschichte ist erst dann zu Ende erzählt,
    wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat.

    Nach zwei Theaterstücken und zwei Erzählungen veröffentlichte Friedrich Dürrenmatt 1950/51 den Kriminalroman „Der Richter und sein Henker“ als Fortsetzungsgeschichte in der Zeitung »Der Schweizerische Beobachter«. 1952 erschien die Buchausgabe. Damit schaffte er den Durchbruch.

    Literatur:

    Der Richter und sein Henker
    Der Richter und sein Henker
    von Friedrich Dürrenmatt


    Der Richter und sein Henker
    von Friedrich Dürrenmatt


    ttlungen.

    »Sie haben Schmieds Mörder festzustellen,
    ohne Rücksicht darauf, daß ich einen bestimmten Verdacht habe.«


    Wenn der, den ich verdächtige, der Mörder ist, werden sie Selbst auf ihn stoßen.«

    Kommissar Bärlach hat einen unbegründeten Verdacht, dem er nachgeht und von dem er weiß, dass er möglicherweise richtig liegt. Im Laufe des Romans sammelt Kommissar Bärlach Indizien, deren "Sammlung" beim ersten Lesen unbegründet erscheint, da sich Bärlachs Vorgehensweise erst am Ende des Romans aufklärt.



    Schnell begreift der Leser, dass Bärlach viel mehr weiß und mit äußerster Berechnung vorgeht. Unbeantwortet bleibt, wie er über die Hintergründe der Tat im Bilde sein kann. Dieser kantige, eigenbrödlerische Polizist lockt den faszinierten Leser immer tiefer in den Roman hinein. Atemlos verfolgt der Leser Schritt um Schritt den beharrlichen Kömmisär.

    Um keinen Preis lässt dieser zu, dass jemand seine Pläne durchkreuzt. Selbst Bärlachs Vorgesetzter unterlässt es, Anweisungen zu geben, weil er dessen fehlende Einsicht und Sturheit fürchtet. Die nüchterne und kantige Sprache Dürrenmatts spiegelt schnörkellos den Charakter des Ermittlers wieder.

    Die Berner Polizei hat sich wirklich ungeschickt benommen,
    man erschießt mal nun keinen Hund, wenn Bach gespielt wird.

    Der Autor zeichnet sein Bild der Schweiz in den 50er Jahren und feuert immer wieder feine Spitzen gegen den Staat, Gesellschaft und die Polizei ab. Ohne Überheblichkeit begreift sich Dürrenmatt absolut als Teil dieser Gesellschaft. Sein alter ego im Roman, der Kommissär Bärlach, lebt in Bern, „dieser verschlafenen, biederen Stadt, von der man nie recht weiß, wieviel Totes und wieviel Lebendiges eigentlich noch an ihr ist."

    Vor der Forderung der Gerechtigkeit gibt es keine Neutralität. Von dieser Maxime wird schon »Der Richter und sein Henker« bestimmt, das in der Bundeshauptstadt des Jahres 1948 spielende Kriminalstück, in dem die Protagonisten nach langen Auslandsaufenthalten mehr oder weniger gezwungenermassen wieder in der Schweiz gelandet sind, hadernd mit dem Leben in der Provinz.

    Der bärbeissige Kommissar Bärlach, der sich zum selbsternanten Richter und Henker erhebt, bringt zwar den Bösewicht und Waffenhändler Gastmann zur Strecke, aber nur um den Preis, daß er ihn exekutieren lässt für ein Verbrechen, das Gastmann gar nicht begangen hat. Wer dem Unrecht entgegentreten will, muss sich die Hände schmutzig machen, sich kompromittieren. Obwohl Dürrenmatt sich immer mit Schaudern dagegen verwahrte, ein engagierter Literat zu sein, und sich damit dezidiert von Brecht und zeitweilig auch von Max Frisch absetzte - einfach weil er nie an die Reinheit politischer Lehren geglaubt hat, für die er sich hätte engagieren können -, gab es für ihn auch keine künstlerische Warte, die frei schwebend und «neutral» über den Dingen gestanden hätte.

    Friedrich Dürrenmatt schrieb auch erfolgreiche Kriminalromane, die einer eigenen kriminalistischen Logik folgen. Dieser Kriminalroman zeichnet sich dadurch aus, dass er die üblichen Genre-Erwartungen enttäuscht, dafür aber durch Ironie und Groteske neue und überraschende Spannungsmomente schafft. Ausgangspunkt der Kriminalromane von Friedrich Dürrenmatt ist die Nichtberechenbarkeit der Welt.

    Damit verletzt er die üblichen Regeln des Genres, das die Berechenbarkeit des menschlichen Handelns und die innere Ordnung der Welt durch ausgleichende Gerechtigkeit voraussetzt. In Dürrenmatts Kriminalromanen - wie auch in seinen Dramen - spielt der Zufall die Hauptrolle.

    Bis auf ein paar Schweizer Spezialitäten wie z.B. die Jura-Frage oder Ortsnamen alles ohne Nachschlagen auch von Lesern, die keinerlei Alemannisch oder Schweizerdeutsch verstehen, bewältigt werden kann. Das Atmosphärisch-Schweizerische, das unter Anderem auch den Reiz des Buches ausmacht, kommt aber keineswegs zu kurz.

    Der Leser erfährt im Roman, daß die Schweiz eine auf Vertraulichkeit und Verschweigenheit bsaierende Gesellschaft ist, welche in ihrer Kriminalistik nicht auf dem neuesten Stand ist und spart dabei nicht mit Spott: Die ganze Polizei muß aus kriminalistischer Ahnungslosigkeit abdenken.

    Dürrenmatt hält sich an seine eigene Maxime für Schauspiele, dass es immer mit der denkbar schlechtesten Lösung enden muss. Wer Dürrenmnatts Maxime kennt, der weiß auch, wie das Kriminalstück ausgeht:

    Eine Geschichte ist erst dann zu Ende erzählt,
    wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat.

    Nach zwei Theaterstücken und zwei Erzählungen veröffentlichte Friedrich Dürrenmatt 1950/51 den Kriminalroman „Der Richter und sein Henker“ als Fortsetzungsgeschichte in der Zeitung »Der Schweizerische Beobachter«. 1952 erschien die Buchausgabe. Damit schaffte er den Durchbruch.

    Literatur:

    Der Richter und sein Henker
    Der Richter und sein Henker
    von Friedrich Dürrenmatt


    Der Richter und sein Henker
    von Friedrich Dürrenmatt


    Dienstag, 5. Januar 2021

    Friedrich Dürrenmatt 100. Geburtstag

    Friedrich Dürrenmatt


    Friedrich Dürrenmatt wurde vor 100 Jahren am 5. Januar 1921 in Konolfingen bei Bern als Sohn eines protestantischen Pfarrers geboren. Friedrich Dürrenmatt war ein berühmter schweizer Dramatiker und Erzähler in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Schriftsteller und Dramatiker zählt zu den wichtigsten Nachkriegsautoren und in den 1950er Jahren zu den wichtigsten Autoren seiner Generation.

    Dürrenmatt gilt als einer der bedeutendsten Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Er war ein Dramatiker mit Hang zum absurden Theater. Dürrenmatt sah die Zukunft des Theaters in der grotesken Komödie. Er bevorzugte die Komödie und Tragikomödie und kritisiert mit Witz, Humor und Ironie das selbstgefällige Spiessbürgertum.

    Eigentlich wollte er eine Ausbildung zum Kunstmaler machen, studierte aber dann ab 1941 Philosophie, Naturwissenschaften und Germanistik an der Universität Bern, dazwischen 1942/43 an der Universität Zürich.

    1945/46 entstand sein erstes veröffentlichtes Stück, das genialische Jugendstück »Es steht geschrieben«, eine gelungene Adaption des Wiedertäufer-Stoffes, dass 1947 am Schauspielhaus Zürich uraufgeführt wurde.

    1950 schrieb Dürrenmatt seinen ersten Kriminalroman »Der Richter und sein Henker«.

    1950 entstand sein Theaterstück »Die Ehe des Herrn Mississippi«, mit dem er seinen ersten grossen Erfolg auf den bundesdeutschen Bühnen verzeichnen konnte.

    „Das Komödiantische ist meine dramaturgische – ich möchte fast sagen – wissenschaftliche Methode, mit der ich mit den Menschen experimentiere,“ sagte Friedrich Dürrenmatt 1962.

    Weltweiten Erfolg erzielte er mit seiner Komödie »Der Besuch der alten Dame». Sein erfolgreichstes Theaterstück wurde »Die Physiker«, dass er ebenfalls als Komödie bezeichnete, denn Dürrenmatt wollte seinen Dramen immer als Komödien verstanden wissen.

    In den sechziger Jahren stand Dürrenmatt mit seinen Theaterwerken auf dem Höhepunkt seines Öffentlichkeitserfolges.

    Zehn Jahre blieb Dürrenmatt auf der Erfolgsspur. Dann mehrten sich die Verrisse. Seine derben, manchmal flachen Witze werden kritisiert, auch die oft entscheidende Rolle des Zufalls in seinen Stücken. Anlässlich seines 60. Geburtstags klagte Dürrenmatt: „Der Ruhm befreit nicht, sondern der Ruhm versklavt.“ Allerdings ergänzte er versöhnlich: „Man muss gerade so viel Ruhm haben – das ist wahrscheinlich das Kunststück –, dass man eben frei arbeiten kann – und das habe ich eigentlich erreicht, dass ich schreiben kann, was ich jetzt will.“

    Friedrich Dürrenmatt

    Dürrenmatt entwickelte eine eigene Dramentheorie, den gemäss den Vorstellungen des Dramatikers soll der Zuschauer nicht weiter die Rolle eines passiven Konsumenten inne haben. Er soll zum eigenständigen Nachdenken angeregt werden.

    Dürrenmatt schuf so seinen eigenen Typus der Tragikomödie, einer Mischform aus Tragödie und Komödie, seiner Meinung nach "die einzig mögliche dramatische Form, heute das Tragische auszusagen". Seine bekanntesten Werke sind die Dramen »Die Ehe des Herrn Mississippi« (1952) und »Die Physiker« (1962) und die Tragikkomödie »Der Besuch der alten Dame« (1956).

    Friedrich Dürrenmatt schrieb auch erfolgreiche Kriminalromane wie »Das Versprechen«, in dem Kommissar Matthäi den grausamen Mord an der kleinen Gritli Moser aufklären muss.

    Bereits in seinem ersten Welterfolg, »Der Richter und sein Henker«, erschien die Schweiz als schillerndes Zwitterreich aus ländlicher Gemütlichkeit und internationalem, zynisch protegiertem Wirtschaftshub. Dürrenmatts bevorzugte Metapher für den komplexfreien helvetischen Geschäftssinn ist der Waffenhandel oder gleich das internationale Verbrechersyndikat, nicht nur in »Der Richter und sein Henker«, sondern auch in den grossen philosophischen Kriminalromanen des Spätwerks, »Justiz« und »Durcheinandertal«.

    Mit «Frank der Fünfte. Oper einer Privatbank» entwirft er schon 1959 das wüste Bild einer Schweizer Finanzindustrie, die kriminelle Aktivitäten als ihr Kerngeschäft versteht, und auch «Der Besuch der alten Dame», Dürrenmatts erfolgreichstes Bühnenstück, ist eine Parabel der Käuflichkeit voller gemütlichem Lokalkolorit.

    Der Autor hieße nicht Dürrenmatt, wenn er nicht sein Schweizbild und seine Haltung zur Schweiz dezidiert und hintergründig in seinem Werk ausbreiten würde.

    Die Metapher von der Schweiz als Gefängnis – und ganz allgemein das Labyrinth, das Stollensystem, das Spiegelkabinett als Bild der Verworrenheit und Bedrängnis der menschlichen Existenz – wurde ein Leitmotiv des Dürrenmatt'schen Werks.

    Friedrich Dürrenmatts Werke sind Klassiker und Pflichtlektüre in Schulen. Dass er sich das Schreiben zunächst kaum leisten konnte, ist weniger bekannt. Als Schriftsteller warf er große, moralische Fragen auf und provozierte – von Spenden finanziert.

    Für sein Werk, das neben Theaterstücken, Detektiv-Romanen, Erzählungen und Hörspielen auch Essays und Vorträge umfasst, erhielt er viele Auszeichnungen.

    Schon in frühen Jahren begann er zu malen und zu zeichnen, eine Neigung, die er sein Leben lang verspüren sollte. Er illustrierte später manches seiner eigenen Werke, verfasste Skizzen, zum Teil ganze Bühnenbilder. Seine Bilder wurden 1976 und 1985 in Neuenburg, 1978 in Zürich ausgestellt.

    Friedrich Dürrenmatt starb im Dezember 1990 kurz vor Vollendung seines 70. Lebensjahres in Neuenburg.

    Weblinks:

    Dürrenmatts Schweizbild - www.mrkunz.ch

    100. Geburtstag Weblinks:

    100. Geburtstag Friedrich Dürrenmatt - https://www.deutschlandfunk.de

    100. Geburtstag Friedrich Dürrenmatt - www.oe1.orf.at
    100 Jahre Provokateur Dürrenmatt - www.zdf.de

    Literatur:

    Der Richter und sein Henker
    Richter und sein Henker
    von Friedrich Dürrenmatt

    Samstag, 2. Januar 2021

    Christoph Martin Wieland - der bedeutenste Aufklärer

    Christoph Martin Wieland - der bedeutenste Aufklärer
    < Christoph Martin Wieland wurde 1733 als Sohn eines evangelischen Pfarrers im schwäbischen Oberholzheim geboren. Bereits ab seinem dritten Lebensjahr wurde dieser von seinem Vater privat unterrichtet. Danach übernahmen Privatlehrer diese Aufgabe. So konnte der junge Wieland schon mit acht Jahren lateinische Texte lesen und verfasste demnach erste deutsche und lateinische Verse. Auf Geheiss des Vaters lernte er wenig später im pietistischen Schulinternat Kloster Berge bei Magdeburg vorallem Fremdsprachen, las die Klassiker aus dem Latein, aber auch entgegen dem Willen der Schulleitung die Werke der Aufklärung von Voltaire oder Fontenelle.

    Wieland gehörte seinerzeit zu den bedeutendsten und reflexionsmächtigsten Aufklärern Deutschlands. Er war neben anderer berühmter Schriftsteller wie Friedrich Schiller oder Johann Gottfried Herder der älteste des klassischen Viergestirns von Weimar. Während seines bewegten Lebens war Wieland als Dichter, Philosoph, Gesellschaftskritiker, Journalist, Publizist und Prinzenerzieher tätig. Am 20. Januar 1813 starb Christoph Martin Wieland 79-jährig an den Folgen einer fiebrigen Krankheit in Weimar.

    Wieland hat die jungen Literaten begleitet und gefördert. Mit Goethe, Schiller, Herder, Wieland und dem Gedankenaustausch Goethes mit Johann Gottlieb Fichte und den Brüdern Humboldt wurde Weimar das geistige Zentrum Deutschlands.
    Stadtansicht von Weimar Wieland war eine Weimarer Institution. Er war der erste Dichter, der in die Stadt gekommen war. 1772 berief ihn die verwitwete Herzogin Anna Amalie von Sachsen-Weimar zur Erziehung ihrer beiden Söhne an den Hof nach Weimar. Der Aufklärer Wieland war sicher kein Freund des Absolutismus, jedoch reizte ihn die Möglichkeit, auf den künftigen Herzog Einfluss nehmen zu können, und er sagte zu.

    Wieland bezog unter dem Titel eines herzoglichen Hofrats ein gesichertes Gehalt. In Weimar konnte er die Idee einer eigenen literarischen Zeitschrift verwirklichen. Nach dem Amtsantritt des jungen Herzogs zog er sich von öffentlichen Ämtern zurück und widmete sich ganz seiner schriftstellerischen Arbeit als Kritiker, Aufklärer und Übersetzer.

    Zur Zeit Wielands war die Stadt Weimar der Mittelpunkt des deutschen Geisteslebens. Lange Zeit hatte er das intellektuelle Leben Weimars geprägt.