Menue

Samstag, 16. Januar 2021

»Der Großinquisitor« von Fjodor Dostojewski

»Der Großinquisitor« ist ein Roman von Fjodor Dostojewski.

Im mittelalterlichen Spanien der Inquisition erscheint Christus. Obwohl er kein Wort spricht, wird er von den Menschen erkannt. Er heilt und wirkt Wunder, bis er verhaftet und vom Großinquisitor zum Verhör bestellt wird. Der Greis klagt Jesus an, durch sein Erscheinen auf der Erde die Ordnung der Kirche gestört zu haben und beschuldigt ihn damit, der Menschheit ihre Illusion von Glück und Freiheit zu rauben. Doch Jesus schweigt. Die Legende ist Teil von Dostojewskis letztem Roman »Die Brüder Karamasow«. Hier formuliert er seine Kritik an der Institution der römischen Kirche als Verkörperung weltlicher Macht.

Die Dichtung vom Großinquisitor ist im Grunde ein Dialog im Dialog der beiden Brüder Iwan und Alosha Karamasow. Iwan teilt seinem Bruder mit dass er sich eine Dichtung erdacht hat, die er ihm gerne vortragen möchte und diese Dichtung ist die Geschichte vom Großinquisitor.
Die Geschichte beginnt damit, dass Jesus unter die Menschen zurückgekehrt ist und das zur Zeit der spanischen Inquisition. Er trifft dort auf den greisen Großinquisitor, der ihn höchstpersönlich zu seinem Gefangenen macht und dem Scheiterhaufen überantworten möchte.

Doch zuvor möchte der Großinquisitor den gefangenen Jesus noch verhören, wenn er ihn auch dabei kein Wort sprechen lässt, was auch nicht nötig ist, denn er hatte zu seiner Zeit bereits ja alles gesagt was wichtig ist, wie der Großinquisitor dies auch anführt. Er hält ihm vor, seine Kirche im Stich gelassen zu haben und dass es nun an ihm und den Klerus ist die Kirche und damit die Menschheit unter Kontrolle zu halten, denn ohne sie wäre der Mensch ja nicht fähig zu leben.

Freiheit, so der alternde Mann, sei nicht in der Natur des Menschen verankert, sie würde nur Chaos verursachen. Menschen brauchen Hirten, denn sie sind wie Schafe und so müssen eben jene Kardinäle und Inquisitoren die schwere Bürde auf sich nehmen über die Menschen zu richten.

Der Großinquisitor
Der Großinquisitor

Das Problem von Freiheit, Verbrechen, Schuld und Strafe, sowie die Polarität zwischen Gut und Böse bestimmen das Werk Dostojewskis. In "Die Brüder Karamasow" erfahren diese Themen ihre letzte vollendete literarische Gestaltung. Dostojewskis letzter und bedeutendster Roman erzählt von der Idee der absoluten Freiheit. Und hier im Fünften Kapitel des fünftes Buches dieses besten Romans aller Zeiten wird Iwan seinem Bruder Aljoscha ein prosaisches Gedicht erzählen, wo die Fragen an Jesus, sich zu offenbaren, nicht beantwortet werden, weil die Freiheit des Einzelnen über allem steht. "Nicht vom Brot allein lebt der Mensch" ist die hier dominierende Antwort und Feststellung, die das Handeln rechtfertigt, nämlich einen Stein nicht in Brot zu verwandeln.

Dostojewskij erlaubt mit seiner Dichtung hierbei tiefe Einblicke in das menschliche Wesen und stellt unverblümt die dunkelsten Abgründe unserer Lebensphilosophie dar. Sein tiefgründiger Blick auf die chaotischen Grundlagen des Menschen mag ihm dann wohl auch den Titel des grausamen Philosophen eingebracht haben. Am Besten sollte man dieses Buch selbst lesen, denn nur dann wird man es gegebenenfalls verstehen und zu schätzen wissen oder auch nicht.

Weblinks:

Fjodor Dostojewski-Biografie - www.die-biografien.de

Fjodor Dostojewski-Zitate - www.die-zitate.de


Literatur:

Der Großinquisitor
Der Großinquisitor
von Fjodor Dostojewski

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen