Menue

Samstag, 16. Januar 2021

»Das Versprechen« von Friedrich Dürrenmatt

Der Richter und sein Henker



Das Versprechen

»Das Versprechen« ist ein Kriminalroman von Friedrich Dürrenmatt und ein Reqiem auf den Kriminalroman mit dem Kommissar Matthäi in der Hauptrolle - bekannt geworden in der Verfilmung »Es geschah am hellichten Tag«.

Eigentlich sollte sich Kommissar Matthäi, der auf der Höhe seiner Karriere angelangt ist, zum Flug nach Jordanien fertigmachen, um dort ein ehrenvolles Amt zu übernehmen. Da erreicht ihn ein Anruf aus Mägendorf, einem kleinen Ort bei Zürich. Ein ihm unbekannter Hausierer teilt ihm mit, er habe im Wald die Leiche eines grausam verstümmelten Mädchens gefunden. Obwohl Matthais Abflug kurz bevor steht, fährt er nach Mägendorf und verspricht den Eltern des Kindes nicht zu rasten, bis er den Täter entlarvt hat.

Der Autor schafft den grandiosen Spagat, einerseits eine packende Kriminalgeschichte zu erzählen und andererseits das Genre Krimi - und dessen impliziten Ideologie einer durch Logik und Vernunft regelbaren Welt - zu kritisieren. Mit wenigen erzählerischen Pinselstrichen schafft er eine dichte und beklemmende Atmosphäre. Dürrenmatt hält sich an seine eigene Maxime für Schauspiele, dass es immer mit der denkbar schlechtesten Lösung enden muss. Wer Dürrenmatts Maxime kennt, der weiß auch, wie das Kriminalstück ausgeht:

Eine Geschichte ist erst dann zu Ende erzählt,
wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat.

Ein Meisterwerk. Der Abgesang auf den Kriminalroman ist wärmstens zu empfehlen. Er ist wunderbar geschrieben - halt ein Dürrenmatt. Und dass der Schluss anders ausfällt als im Film »Es geschah am hellichten Tag«, ist insofern logisch, als hier nicht die Auflösung des Falles im Mittelpunkt steht, sondern das Versprechen und der Ermittler, der das Versprechen gegeben hat. Am Schluss regiert halt der Zufall und nicht die Ermittlungslogik.

Literatur:

Das Versprechen
Das Versprechen
von Friedrich Dürrenmatt

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen