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Freitag, 20. Mai 2011

»Homo faber« - Ein Roman über die Realitätsferne eines Weltbildes

Homo faber

Der Roman "Homo Faber" gilt als Max Frischs bekanntestes Buch. Der Erzähler berichtet notizen- und tagebuchartig von beeindruckenden Erlebnissen auf Reisen. Der aus der Ich-Sicht erzählte Roman enthält die Geschichte eines Menschen, der als rational denkender Mann die mehr oder minder latenten Widersprüche in seiner Seinsdeutung nicht bemerkt.

Im Mittelpunkt von Max Frischs berühmtesten Prosawerk steht Walter Faber, eine Anlehnung an den anthropologischen Begriff „homo faber“, was so viel heißt, wie „der schaffende Mensch“. Faber ist ein solcher: ein streng rationaler, technisch orientierter Ingenieur, dessen Weltbild klar durch mathematische Regeln geprägt wird. Dieses Weltbild jedoch gerät aus den Fugen, als Faber seine Tochter trifft, von deren Existenz er nichts ahnt und sich in sie verliebt. Eine inzestuöse Liebesaffäre beginnt. Ein sprachliches Meisterwerk voller Poesie und Menschlichkeit über das Wesen des modernen Menschen.

Walter Faber alias "Homo faber" ist ein rational denkender Mensch, der für alles eine weltliche Erklärung hat und den nichts aus der Ruhe bringt. Ein denkwürdiger Flug mit anschließender Notlandung setzt jedoch eine Ereignis-kette in Gang, für die selbst der kühle Faber keine richtige Erklärung findet. Plötzlich wird er mit einer Vergangenheit konfrontiert, mit der schon lange abgeschlossen hatte. Unglaubliche Zufälle rufen alte bekannte auf den Plan und bringen Fabers Weltbild beträchtlich ins Wanken. Faber scheint sich zu verlieben, doch seine junge Bekanntschaft ist ihm weitaus näher verbunden als Faber und ihr lieb sein kann. Menschliche Tragödien nehmen ihren Lauf während jahrelange Missverständnisse ans Tageslicht kommen.
Der Erzähler Walter Faber, ein UNESCO-Ingenieur, hat sich das rein rationale Weltbild eines puren Technikers zugelegt. Mit Kunst, die ja der Ratio zuwider läuft, kann er nichts anfangen und Gefühle sind für ihn die großen Schwächen des Menschen; folgerichtig sieht er in emotionslosen, aber perfekt funktionierenden Maschinen sein Daseinsideal verkörpert. Doch im Laufe seines Berichts zeigt sich, dass Faber mit diesem Ungenügen sich selbst verleugnet, denn zu zwischenmenschlichen Beziehungen ist er nicht in der Lage.

In seinem Roman "Homo faber" bearbeitet Frisch ein aktuelles Phänomen der 1950er Jahre: die fortschreitende Technisierung der westlichen Welt und den damit einhergehenden Glauben an die völlige Erklärbarkeit und Durchschaubarkeit des Lebens. In diesem Roman trifft Schicksalshaftigkeit und reine Technikgläubigkeit sowie Ratio auf Gefühl.

Mit seinem Protagonisten Walter Faber zeigt Frisch einen solchen handlungsorientierten Menschen, in dessen durchweg rationalem und technokratischem Weltbild Schicksalsgläubigkeit keinen Platz hat. Die besondere Tragik des Romans und seines Protagonisten ist, dass das Leben des Selbstsicheren durch eine Reihe von schicksalhaften Zufällen in Situationen, denen er nicht mehr gewachsen ist, zerstört wird. Walter Faber begegnet schicksalhaft einer Welt, an der er Scheitern wird und seine Technikgläubigkeit bestimmt die Fallhöhe.

Homo faber

Der Erzähler Walter Faber, ein Ingenieur, hat sich das rein rationale Weltbild eines puren Technikers als Selbstverständnis zugelegt. Mit Kunst, die ja der Ratio zuwider läuft, kann er nichts anfangen und Gefühle sind für ihn die großen Schwächen des Menschen; folgerichtig sieht er in emotionslosen, aber perfekt funktionierenden Maschinen sein Daseinsideal verkörpert.

Max Frisch Homo faber

Doch im Laufe seines Berichts zeigt sich, dass Faber mit diesem Ungenügen sich selbst verleugnet, denn zu zwischenmenschlichen Beziehungen ist er nicht in der Lage. Erst die Beziehung zur jungen Sabeth reißt ihn wieder hinein ins Leben; er beginnt, Dinge wieder zu erleben, Spontaneität auszuleben und ist auch zur Liebe fähig. Doch diese Liaison birgt ein verhängnisvolles und folgenschweres Geheimnis in sich, das Fabers Versagen zum Ausdruck bringt. Die vorherrschende Technikfreundlichkeit der 50er Jahre führt den Ingenieur an seine Grenzen.

Der "Homo faber" wird Opfer seines rationalen und technokratischem Weltbildes, führt sein Bericht doch die Zweifelhaftigkeit dieses eingeschränkten Weltbildes offen vor Augen. In dem Roman bestimmt das Schicksal den Lauf der Handlung und dennoch ist er keine Geschichte über das Schicksal an sich. Sie zeigt vielmehr in ihrer Verkettung unwahrscheinlichster Ereignisse die Realitätsferne des rein technischen Weltbildes.

Max Frischs Roman ist keine Geschichte über das Schicksal. Sie zeigt vielmehr in ihrer Verkettung unwahrscheinlichster Ereignisse die Realitätsferne des rein technischen Weltbildes. Faber durchläuft in seinem Bericht eine gewaltige Entwicklung, so dass er am Ende Erzähltes nivellieren muss: "Alle Zeugnisse von mir wie Berichte, Briefe, Ringheftchen, sollen vernichtet werden, es stimmt nichts. Auf der Welt sein: im Licht sein. Irgendwo (wie der Alte neulich in Korinth) Esel treiben, unser Beruf! - aber vor allem: standhalten dem Licht, der Freude (wie unser Kind, als es sang) im Wissen, dass ich erlösche im Licht über Ginster, Asphalt und Meer, standhalten der Zeit, beziehungsweise Ewigkeit im Augenblick. Ewig sein: gewesen sein."

Max Frischs Roman "Homo faber", der Bericht eines Ingenieurs, zählt mit Recht zu den besten deutschsprachigen Romanen des 20. Jahrhunderts.


In dem Roman "Homo Faber" macht der Autor allerdings denselben Fehler, die viele Schriftsteller und Geisteswissenschaftler machen: sie nehmen an, dass Rationalität und Technik mit Emotion und Einfühlsamkeit nicht vereinbar sind. Und wie das so üblich ist, erhebt er dann warnend den Finger.





Homo faber









"Homo faber" von Max Frisch


Suhrkamp-Verlag,
Taschenbuch, 1. März 1977,
8,00 EUR.

ISBN-13: 978-3518368540






Weblinks:

Homo faber - Erklärung und Deutung des Homo faber

Homo faber von Max Frisch - www.homo-faber.info

Homo Faber von Max Frisch - writer.germanblogs.de

Homo faber-Blog - www.hfaberblog.blogspot.com

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