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Samstag, 18. Juni 2022

An Fantasy-Literatur scheiden sich die Geister

Es gibt so etwas wie Gesetze für die phantastische literarische Produktion:
Der Traum des Novalis von einer Verbindung von Mythos und Fabel, die als das Grundprinzip aller, auch der seichtesten Fantasy-Literatur gelten darf.

Ein weiteres Gesetz für phantastische literarische Produktion: je solider die Phantasie-Erfindung im Boden der historischen und psychologischen Realität verwurzelt ist, desto blühender wird sie wirken. Das Faszinierendste, was es gibt, ist Leben und Leben kann nicht erfunden werden.

An der Fantasy-Literatur scheiden sich die Geister der Leser. Gerade die Freunde der großen Mythen, des Mahabaratha und der Artus-Sagen, des Argonautenzuges und des heiligen Grals empfinden die Mythenmixturen der Fantasy-Romane oft als allzu unverbindlich und beliebig, die Entwicklungen vorhersehbar und die aus soviel Geschichtspartikeln konstruierte Geschichtslosigkeit spannungslos.

Es waren eine Art Fantasy-Romane, in die Endlosschleife einer Computer-Spiel-Ästhetik gewundene Gralsritter-Derivate, die den unschätzbaren Don Quixote den Verstand kosteten. Der Roman ist ein wahres Königtum des phantasievollen Einfallsreichtums.

In neuerer Zeit verbindet sich in solchen Erzählungen gern ein Prinz-Eisenherz-Mittelalter mit ort- und zeitloser Raumschiff-Science-Fiction, die Wunderwaffen der Feen komplettieren futuristisch technoide Auslöschungsmaschinen. Aber dieser Befund darf nicht davon ablenken, dass es gerade im Deutschen große und größte Literatur gibt, die sehr wohl mit den Kriterien der Fantasy-Literatur erfasst werden könnte.

Als Goethe im zweiten Teil des „Faust“ in einem überzeitlichen Griechenland Helena und Faust in ebender Kreuzritterburg Hochzeit halten ließ, die einst tatsächlich auf dem Boden des antiken Sparta errichtet worden war, da erfüllte er den Traum des Novalis von einer Verbindung von Mythos und Fabel, die als das Grundprinzip aller, auch der seichtesten Fantasy-Literatur gelten darf.

Ein weiteres Gesetz für phantastische literarische Produktion wird hier sichtbar: je solider die Phantasieerfindung im Boden der historischen und psychologischen Realität verwurzelt ist, desto blühender wird sie wirken. Das Faszinierendste, was es gibt, ist Leben und Leben kann nicht erfunden werden.

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