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Mittwoch, 26. Mai 2021

Henrik Ibsen als Dramatiker seiner Zeit

Henrik Ibsen



Henrik Ibsen (1828-1906) war ein norwegischer Dramatiker und Lyriker, der gegen die Moral und „Lebenslüge" seiner Zeit zu Felde zog. Henrik Ibsen kämpfte gegen die verlogene Moral seiner Zeit mit meisterlichen Dramen von zeitloser Aktualität.

Mit seiner Dichtung hat Ibsen die engen Grenzen der Welt gesprengt. Er hat gegen die Zumutungen der herrschenden Klasse revoltiert und dort sein Dynamit gezündet, wo die Normen des bürgerlichen Zusammenlebens wie Granit erschienen: in der Kindererziehung, in der Ehe, in den Ketten der Abhängigkeit, die im Kapitalismus gegeben sind.

Seine bürgerlichen Dramen zeigten ethischen Ernst und großes psychologisches Einfühlungsvermögen.



Seine gesellschaftlich radikalen Theaterstücke machten Henrik Ibsen schon zu seinen Lebzeiten zu einem berühmten Autor. Er konfrontierte sein Publikum mit Figuren, die an ihren Lebenslügen zugrunde gehen - oder fast: wie Nora.

Im „Kampf der Geschlechter" vertrat er im Gegensatz zu August Strindberg den Standpunkt der Frau. Ibsens starke Frauenfiguren mit ihren unerfüllten Sehnsüchten sind bis heute präsent auf den Bühnen der Welt. Nora verlässt ihren Ehemann, als ihr bewusst wird, dass sie in einem goldenen Käfig lebt.

Und Hedda Gabler nimmt sich das Leben, angeekelt von ihrem fremdgesteuerten Leben mit unaufrichtigen Menschen.

Weblinks:

Henrik Ibsen und der Naturalismus - Literatenwelt - literatenwelt.blogspot.com

Henrik Ibsen und der Naturalismus (II) - Literatenwelt - literatenwelt.blogspot





Samstag, 22. Mai 2021

»Das Pfingstwunder« von Sibylle Lewitscharoff

»Das Pfingstwunder« von Sibylle Lewitscharoff


Kaum eine deutsche Schriftstellerin ist so fantasievoll, klug und gleichzeitig so verspielt wie Sibylle Lewitscharoff. Ihr Roman »Das Pfingstwunder« erzählt von eimem Leben nach dem Tod und ist ein Loblied auf die Macht der Poesie. »Das Pfingstwunder« von Sibylle Lewitscharoff ist eine Mischung aus hsitorischer Komödie und Gegenwartsroman - ein wahres Konstruktionswunder mit Dantescher Inspiration - trotz der fantastischen Konstruktion mehr Traktat als fiktionaler Roman.

Epikur war sich sicher: Es gibt kein Leben nach dem Tod. Der Mann sollte irren, denn nach seinem Ableben fand sich der griechische Philosoph (341 - 271 v. Chr.) unter den Ketzern im sechsten Kreis der Hölle wieder - wenn man Dante glaubt, der vor 700 Jahren in seiner »Göttliche Komödie« das Jenseits bis ins Detail beschrieb: Neun Höllenkreise für die Sünder, der Läuterungsberg mit dem Fegefeuer und den himmlischen Sphären des Paradieses.

Dante Alighieri

Das Versepos, in dem der italienische Nationaldichter Dante Alighieri (1265 - 1321) das politische Geschehen, das theologische, naturwissenschaftliche und philosophische Wissen seiner Zeit und mit einer hinreißenden Liebeserklärung verknüpft, ernährt die Dante-Forscher bis heute. So auch Gottfried Elsheimer, die Hauptfigur in dem Roman.

Mit 33 Kollegen aus drei Erdteilen ist der Romanist zu Pfingsten 2013 zu einem Dante-Kongress nach Rom gekommem. Er ist überzeugter Agnostiker und knochenharter Realist, doch als vom Petersdom die Glocken läuten, passiert etwas, was eigentlich gar nicht sein kann. Ist Dante doch mehr als nur Dichtung?

Die "Dantisti" gehen die »Commedia Divina« Dantes systematisch durch. Als der Läuterungsberg (Purgatorio) an der Reihe ist, wird die Stimmung ausgelassener. Ähnlich dem der Bibel können die Gelehrten fremde Sprachen verstehen.Siekommen gar nicht mehr dazu, sich mit dem Paradiso zu befassen. Plötzlich verschwinden alle auf wundersame Weise bis auf Elsheimer.

Der hockt 13 Tage später völlig fertig in seiner Frankfurter Wohnung und sucht nach Erklärungen. Er kann niemandem erzählen, was er erlebt hat - man würde ihn ja für verrückt halren. Als 34. Kongressteilnehmer ist er übriggebleiben und mit dieser Zahl hat es in der Danteschen Welt etwas auf sich: 100 Cantos (Gesänge) zählt die »Commedia«, je 33 für Fegefeuer und Paradies, 34 - inklusive Einleitung - für die Hölle.



Das Buch erzählt die Geschichte um den Dante-Forscher Gottfried Elsheimer, der als einziger Teilnehmer eines Dante-Kongresses in Rom nicht gen Himmel fährt, sich fortan mit Fragen der Theodizee beschäftigt, von Vergil in die "Spiralen des inferno" herabgeführt wird und äußert gelehrt alle deutschen Dante-Übersetzungen, inklusive derjenigen Rudolf Borchardts durchrezensiert, zeugt vor allem von Lewitscharoffs Leidenschaft für die Commedia.

Im Mittelpunkt steht die »Göttliche Komödie«, Dantes realismusgetränkter Einblick in die Welt nach dem Tod. Einer der eifrig Debattierenden ist Gottlieb Elsheimer, Frankfurter Romanist und nach eigener Einschätzung eher ein Kandidat fürs Fegefeuer als fürs Paradies.

Das Pfingstwunder
Das Pfingstwunder


34 Dante-Forscher aus aller Welt treffen sich Pfingsten 2013 zu einem Kongress, auf dem zentrale Gesänge des Dante’schen Großgedichts »Göttliche Komödie« aus literaturwissenschaftlicher Perspektive abgehandelt werden. Die Beiträge der jeweiligen Dantisti bilden das Gerüst für Lewitscharoffs neuen Roman, dessen Geschehnisse aus Sicht des Frankfurter Italianisten Gottlieb Elsheimer berichtet werden.

Absurd erscheint die Idee der Autorin, die im Buch auftretenden Teilnehmer eines Dante-Kongresses in Rom würden alle Gesänge Dantes leserfreundlich Stück für Stück abhandeln, statt sich an autonomen wissenschaftlichen Fragestellungen zu orientieren. Und obwohl sich der Kritiker auch noch über die ein oder andere Phrase auslässt, die ihm wie aus einem Mädchenroman der frühen sechziger Jahre entsprungen scheint, entdeckt er in diesem Buch dann doch nicht nur ausgezeichnete Beobachtungen, etwa wenn Lewitscharoff die einzelnen Figuren aus Dantes "Göttlicher Komödie" präzise umreißt oder einen snobistischen, von der "eigenen Großherzigkeit gerührten" Akademiker porträtiert, sondern auch herausragende Passagen, etwa über die "Natur der Wahrheit". Nur ein Roman ist es halt nicht.

Das Buch ist trotz der fantastischen Konstruktion mehr Traktat als fiktionaler Roman, in jedem Falle aber klug und - abgesehen von ein paar bemüht lebendigen Passagen - auch unterhaltsam zu lesen.

Literatur:

Das Pfingstwunder
Das Pfingstwunder
von Sibylle Lewitscharoff

Göttliche Komödie
Göttliche Komödie
von Dante Alighieri


Rezensionen:

"Das Pfingstwunder": Gnade den himmlischen Heerscharen! - ZEIT - www.zeit.de

Das Pfingstwunder: Roman von Sibylle Lewitscharoff - Suhrkamp Insel - www.suhrkamp.de

Sibylle Lewitscharoff: Das Pfingstwunder. Roman - Perlentaucher - www.perlentaucher.de

"Das Pfingstwunder" von Sibylle Lewitscharoff: Die ersehnte ... - www.spiegel.de


Weblinks:

Dante Alighieri-Biografie - www.die-biografien.de

Der Büchnerpreis für Sibylle Lewitscharoff - www.youtube.com


Blog-Artikel:

»Die Fremden: Für mehr Mitgefühl« von William Shakespeare



Goethes Unterhaltungen

Das Bildungsprogramm der ›Deutschen Klassik‹ antwortet auf die Kontingenzerfahrung der Geschichte, die am Ereignis der Französischen Revolution aufbricht.

In unmittelbarem Dialog zu Schillers Briefen Über die ästhetische Erziehung steht Goethes dichterische Gestaltung eines geselligen Bildungskonzepts im Novellenzyklus der Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten, die mit den Ästhetischen Briefen 1795 in der Zeitschrift Die Horen teils parallel, teils stückweise versetzt erscheinen.

Zeitgeschichtliche, mediale, ästhetische und gattungspoetologische Fragen treten hier mit Problemen der Gemeinschaftskonstitution, Anthropologie und Affektmodellierung in einen dichten Diskurszusammenhang. Das Verhältnis zwischen Schillers Ästhetischen Briefen und Goethes Unterhaltungen wird bis heute in der Forschung überaus kontrovers diskutiert.


Literatur:

Sigrid Bauschinger: Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten. In: Goethe Handbuch. Bd. 3: Prosaschriften. Hg. Bernd Witte u.a. Stuttgart, Weimar 1997, 223-252. " Carsten Zelle: Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen. In: Schiller-Handbuch. Leben - Werk - Wirkung. Hg. Matthias Luserke-Jaqui. Stuttgart, Weimar 2005, 409-445

Max Frischs radikale Wahrhaftigkeit


Max Frisch

"Er übt eine Wahrhaftigkeit, die stets auf Kosten der andern geht", heißt es im ersten Tagebuch Max Frischs. 1974 treibt er diese Wahrhaftigkeit zum Außersten.

In "Montauk" beschreibt er einen Ausflug mit seiner Geliebten Alice Locke-Carey (im Buch "Lynn") und gibt radikal offen überweitere Beziehungen Auskunft. Seine Ehe mit Marianne Frisch-Oellers ist danach nicht zu kitten: "Ich habe nicht mit dir gelebt als literarisches Material." Auch Martin Walser macht "Montauk", eine der wunderbarsten Liebesgeschichten, rasend.

In seinem Tagebuch lässt er sich über Frischs "lakonischen Konstatierstil" aus, diesen "lch-nehm-die-Pfeife-nicht-mehr-aus-dem-Mund-Stil". Er habe kein Bedürfnis, Max Frisch überhaupt noch einmal zu sehen.


Max Frisch. Sein Leben, seine Bücher


Wobei Frisch-Biograf Weidermann anmerkt, Walser sei schlicht neidisch gewesen auf den Freund, dem scheinbar all dies zufiel: Erfolg, eine junge Ehefrau und eine Affäre mit einer jungen Geliebten, die halb so alt ist wie der 63-jährige Autor.

Der 1911 in Zürich geborene Frisch arbeitete zunächst als Architekt, bevor er mit dem Roman "Stiller" im Jahr 1954 erfolgreich war. Fortan konzentrierte er sich auf das Schreiben. Frisch galt als streitbarer Moralist. Seine bekanntesten Stücke für das Theater sind wohl "Biedermann und die Brandstifter" (1958), eine entlarvende Analyse des Spießbürgers, der das Eindringen des Bösen in seine Welt nicht wahrnehmen will, und "Andorra" (1961), das sich mit dem Antisemitismus auseinandersetzt. Nahezu in Vergessenheit geraten ist "Die Chinesische Mauer" (1946), in dem Frisch die menschheitsvernichtende Gefahr der Atombombe in den Mittelpunkt rückt.

Berühmt wurden neben "Stiller" seine Romane "Mein Name sei Gantenbein" (1964) und "Homo Faber" (1957). In letzterem wird der rationalitätsgläubige Ingenieur Walter Faber, geprägt vom technisch-wissenschaftlichen Weltbild, mit der unlogischen Macht des Schicksals konfrontiert und scheitert. Frischs literarische "Tagebücher" (1946-49 und 1966-71) machen einen wesentlichen Bestandteil seines Oeuvres aus. Sie verknüpfen autobiografische und fiktionale Elemente, viele spätere Werke sind hier bereits skizzenartig angelegt. Weitere, 1982 begonnene Aufzeichnungen, wurden unter dem Titel "Entwürfe zu einem dritten Tagebuch" im vergangenen Jahr posthum veröffentlicht.+

Frisch, überzeugt davon, dass Sprache die Wirklichkeit nicht abbilden könne, erhielt zahlreiche bedeutende Preise, darunter 1958 den Georg-Büchner-Preis und 1976 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. "Stiller" erreichte als erstes Buch des Suhrkamp-Verlages eine Millionenauflage. Die Werke Frischs wurden vielfach übersetzt, am häufigsten "Homo Faber" in 25 Sprachen.

Biografie:


Max Frisch. Sein Leben, seine Bücher
Max Frisch. Sein Leben, seine Bücher
von Volker Weidermann

»Bahnwärter Thiel« von Gerhard Hauptmann

Die Novelle »Bahnwärter Thiel« von Gerhard Hauptmann aus dem Jahr 1888 handelt von dem Bahnwärter Thiel, der den Tod seines geliebten Sohnes aus erster Ehe nicht überwinden kann und letztlich, geistig verwirrt, einen Mord begeht. Die Novelle spielt Ende des 19. Jahrhunderts sowohl in dem Ort Schön-Schornstein als auch an dem Arbeitsplatz Thiels, dem kleinen Wärterhäuschen an der Bahnstrecke zwischen Berlin und Frankfurt/Oder.

Der Bahnwärter Thiel ist ein sehr ruhiger und gewissenhafter Mann, der seit zehn Jahren immer zuverlässig seiner Arbeit nachgeht. Eines Tages erleidet er einen schlimmen Schicksalsschlag, als seine geliebte Frau Minna, mit der er einen Sohn, Tobias, hat, stirbt.

Die Novelle »Bahnwärter Thiel« von Gerhard Hauptmann aus dem Jahr 1888 handelt von dem Bahnwärter Thiel, der den Tod seines geliebten Sohnes aus erster Ehe nicht überwinden kann und letztlich, geistig verwirrt, einen Mord begeht. Die Novelle spielt Ende des 19. Jahrhunderts sowohl in dem Ort Schön-Schornstein als auch an dem Arbeitsplatz Thiels, dem kleinen Wärterhäuschen an der Bahnstrecke zwischen Berlin und Frankfurt/Oder.

Der Bahnwärter Thiel ist ein sehr ruhiger und gewissenhafter Mann, der seit zehn Jahren immer zuverlässig seiner Arbeit nachgeht. Eines Tages erleidet er einen schlimmen Schicksalsschlag, als seine geliebte Frau Minna, mit der er einen Sohn, Tobias, hat, stirbt.
Nach ungefähr einem Jahr heiratet er die dicke, herrschsüchtige Magd Lene. Die Ehe wird nicht aus Liebe, sondern aus Vernunftgründen geschlossen, denn Thiel will nicht, dass sein Sohn ohne Mutter aufwächst. Lene wird schwanger und das zweite Kind kommt auf die Welt, weshalb Tobias von Thiels neuer Frau immer mehr vernachlässigt wird.

Mit der Zeit wird Thiel immer mehr von Lene, die zum neuen Oberhaupt der Familie wird, abhängig und kann sich ihr nicht widersetzen. Als er mitbekommt, dass Tobias regelrecht von Lene misshandelt wird, ist er aufgrund der sexuellen und psychischen Abhängigkeit zu Lene nicht im Stande etwas zu unternehmen. Innerlich jedoch wird er von Schuld gegenüber seiner verstorbenen Frau zerfressen, da er ihr versprochen hat, immer auf Tobias aufzupassen.
Thiel flüchtet sich, von seinem Gewissen geplagt, immer mehr in eine Art Phantasiewelt, in der er auch Visionen von seiner verstorbenen Frau wahrnimmt. In dem kleinen Wärterhäuschen an der Eisenbahnstrecke zwischen Berlin und Frankfurt an der Oder gibt er sich diesen Visionen von seiner Frau Minna hin. Sein Verhalten wird zunehmend krankhaft.

Eines Tages wird Thiel am Bahnwärterhäuschen etwas Land überlassen, welches sofort von Lene zum Kartoffelpflanzen übernommen wird. Obwohl Thiel nicht damit einverstanden ist, dass seine neue Frau in seinen Arbeitsbereich eindringt, kann er sich ihr nicht widersetzen. So kommt es, dass die gesamte Familie zu dem Wärterhäuschen aufbricht. Dort angekommen unternimmt Thiel einen Spaziergang nur mit Tobias. Dieser ist von der Arbeit seines Vaters begeistert und wünscht sich später einmal Bahnmeister zu werden. Thiel ist stolz. Am Nachmittag muss Thiel zu seinem Dienst antreten und bittet Lene auf Tobias aufzupassen.

Ein Schnellzug kommt angebraust und fängt plötzlich an zu bremsen und Notsignale zu geben. Thiel rennt sofort zur Unglücksstelle und sieht Tobias liegen. Sein Sohn ist von dem Zug erfasst worden. Noch atmend, jedoch mit sehr schweren Verletzungen wird Tobias auf eine Trage und zur nächsten Krankenstation gebracht.

Thiel geht zurück an seine Arbeit, ist jedoch wie betäubt und flüchtet sich erneut in Visionen. In diesen verspricht er seiner Frau Minna Rache, denn er gibt Lene die Schuld an dem Unfall, da diese nicht auf Tobias aufgepasst zu haben scheint. Sein Hass gegen sie wird immer größer. Plötzlich fängt der S

rst das Warnsignal des Zuges, welcher seinen Sohn zurückbringt, reißt ihn zurück in die Wirklichkeit. Vom letzen Wagen wird der Leichnam Tobias getragen, dahinter steigt Lene vom Wagen. Thiel bricht beim Anblick seines toten Sohnes bewusstlos zusammen und wird von Arbeitern nach Hause getragen. Den Leichnam will man später holen. Zu Hause kümmert sich Lene aufopferungsvoll um Thiel und schläft anschließend völlig erschöpft ein. Nach einigen Stunden wird der Leichnam Tobias von den Arbeitern nach Hause getragen, dabei entdecken sie Lene erschlagen und das Baby mit durchschnittener Kehle.
Thiel wird später auf den Gleisen sitzend und Tobias Mütze streichelnd an der Stelle gefunden, an der seinen Sohn der Zug erfasst hat. Er wird in die Irrenanstalt der Charité eingeliefert.

Die Novelle »Bahnwärter Thiel« zeigt die psychische Abhängigkeit eines Menschen zu einem anderen und die damit verbundene Unfähigkeit sein eigenes Leben zu leben. Thiel ist sowohl von seiner verstorbenen Frau Minna abhängig, so dass er sich immer wieder in eine Art Phantasiewelt flüchtet, als auch von seiner zweiten Frau Lene, der er sich nicht widersetzen kann. Getrieben von Schuld gegenüber seiner verstorbenen Frau und ausgelöst durch den Tod seines Sohnes, wird aus dem frommen, ruhigen Mann ein Frauen- und Kindermörder.

Donnerstag, 20. Mai 2021

Wolfgang Borchert 120. Geburtstag

Wolfgang Borchert


Wolfgan Borchert wurde vor 120 Jahren am 20. Mai 1921 in Hamburg geboren. Wolfgang Borchert war ein deutscher Schriftsteller. Sein schmales Werk von Kurzgeschichten, Gedichten und einem Theaterstück machte Borchert nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem der bekanntesten Autoren der Trümmerliteratur. Nach Ansicht von Siegfried Lenz ist Borchert der erste gewesen, der nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges die Sprache wiederfand.

Borchert war der erste Star der deutsche Nachkriegsliteratur, welche er zu neuem Leben erweckte. Mit nur zwei dutzend Kurzgeschichten, einer Handvoll Gedichte und dem Theaterstück „Draußen vor der Tür“ wurde Wolfgang Borchert zur wichtigsten Stimme der deutschen Nachkriegsliteratur. Sie hat bis heute nichts von ihrer Wirkung eingebüßt. "Nachts schlafen die Ratten doch" oder die "Die Küchenuhr".

Das Gesamtwerk
Das Gesamtwerk

Wolfgang Borchert schrieb schon in seiner Jugend zahlreiche Gedichte, dennoch strebte er lange den Beruf eines Schauspielers an. Nach einer Schauspielausbildung und wenigen Monaten in einem Tourneetheater wurde Borchert 1941 zum Kriegsdienst in die Wehrmacht eingezogen und musste am Angriff auf die Sowjetunion teilnehmen. An der Front zog er sich schwere Verwundungen und Infektionen zu. Mehrfach wurde er wegen Kritik am Regime des Nationalsozialismus und sogenannter Wehrkraftzersetzung verurteilt und inhaftiert.

Auch in der Nachkriegszeit litt Borchert stark unter Erkrankungen und einer Leberschädigung. Nach kurzen Versuchen, erneut als Schauspieler und Kabarettist aktiv zu werden, blieb er ans Krankenbett gefesselt. Dort entstanden zwischen Januar 1946 und September 1947 zahlreiche Kurzgeschichten und innerhalb eines Zeitraums von acht Tagen das Drama "Draußen vor der Tür".

Wolfgang Borchert gilt heute als einer der bekanntesten Vertreter der so genannten Kahlschlags- oder Trümmerliteratur. Schriftsteller dieser wenige Jahre währenden Literaturepoche nach dem Zweiten Weltkrieg antworteten auf den Zusammenbruch der alten Strukturen und die traumatischen Erfahrungen des Krieges mit der Forderung nach einer Tabula rasa in der Literatur. Das Ziel eines inhaltlichen und formalen Neuanfangs sollte damals nach dem verlorenen Krieg eine ungeschönte und wahrhaftige Darstellung der Realität sein.

Borchert war zunächst Buchhändler und Schauspieler. 1941 wurde er als Soldat an die Ostfront verlegt; zwei Mal wurde er wegen "Zersetzung" zu Haftstrafen verurteilt. Als er 1945 nach Hamburg zurückkam, war er bereits schwer krank.

Das Gesamtwerk von Wolfgang Borchert ist ein Aufschrei. Ein Aufschrei eines jungen Kriegsheimkehrers der für seine komplette Generation spricht. In den Gedichten, Kurzgeschichten, Erzählungen und natürlich in dem bekannten Drama „Draussen vor der Tür“ geht es hauptsächlich um die verlorene Jugend und die unzähligen grausigen Gesichter des Krieges.

Wie kein anderer artikulierte Borchert in seinen von Melancholie durchzogenen Gedichten und Erzählungen die Bitterkeit und Trauer einer "verratenen Generation". Die Erzählung "Die Hundeblume" machte ihn mit einem Schlag berühmt:

Mit seinem Heimkehrerdrama »Draußen vor der Tür« konnten sich in der Nachkriegszeit weite Teile des deutschen Publikums identifizieren. Kurzgeschichten wie "Das Brot", "An diesem Dienstag" oder "Nachts schlafen die Ratten doch" wurden als musterhafte Beispiele ihrer Gattung häufige Schullektüre. Der Vortrag der pazifistischen Mahnung "Dann gibt es nur eins!" begleitete viele Friedenskundgebungen.

Draußen vor der Tür und ausgewählte Erzählungen
Draußen vor der Tür und ausgewählte Erzählungen


Wolfgang Borchert starb einen Tag, bevor sein Heimkehrerdrama »Draußen vor der Tür« in Hamburg uraufgeführt wurde, in Basel. Die Deutschen wollten das melodramatische Verzweiflungsstück um den Kriegsheimkehrer Beckmann, der sien Frau durch Verrat, seinen Sohn durch den Tod unter Trümmern und seine Eltern durch Selbstmord verloren hat, massenhaft sehen.

Literatur, die man gelesen haben sollte:

Das Gesamtwerk
Das Gesamtwerk
von Wolfgang Borchert


Draußen vor der Tür und ausgewählte Erzählungen
Draußen vor der Tür und ausgewählte Erzählungen
von Wolfgang Borchert

Wolfgang Borchert 100. Geburtstag

Wolfgang Borchert


Wolfgang Borchert wurde vor 100 Jahren am 20. Mai 1921 in Hamburg geboren. Wolfgang Borchert war ein deutscher Schriftsteller. Sein schmales Werk von Kurzgeschichten, Gedichten und einem Theaterstück machte Borchert nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem der bekanntesten Autoren der Trümmerliteratur. Nach Ansicht von Siegfried Lenz ist Borchert der erste gewesen, der nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges die Sprache wiederfand.

Borchert war der erste Star der deutsche Nachkriegsliteratur, welche er zu neuem Leben erweckte. Mit nur zwei dutzend Kurzgeschichten, einer Handvoll Gedichte und dem Theaterstück „Draußen vor der Tür“ wurde Wolfgang Borchert zur wichtigsten Stimme der deutschen Nachkriegsliteratur. Sie hat bis heute nichts von ihrer Wirkung eingebüßt. "Nachts schlafen die Ratten doch" oder die "Die Küchenuhr".

Das Gesamtwerk
Das Gesamtwerk

Wolfgang Borchert schrieb schon in seiner Jugend zahlreiche Gedichte, dennoch strebte er lange den Beruf eines Schauspielers an. Nach einer Schauspielausbildung und wenigen Monaten in einem Tourneetheater wurde Borchert 1941 zum Kriegsdienst in die Wehrmacht eingezogen und musste am Angriff auf die Sowjetunion teilnehmen. An der Front zog er sich schwere Verwundungen und Infektionen zu. Mehrfach wurde er wegen Kritik am Regime des Nationalsozialismus und sogenannter Wehrkraftzersetzung verurteilt und inhaftiert.

Auch in der Nachkriegszeit litt Borchert stark unter Erkrankungen und einer Leberschädigung. Nach kurzen Versuchen, erneut als Schauspieler und Kabarettist aktiv zu werden, blieb er ans Krankenbett gefesselt. Dort entstanden zwischen Januar 1946 und September 1947 zahlreiche Kurzgeschichten und innerhalb eines Zeitraums von acht Tagen das Drama "Draußen vor der Tür".

Wolfgang Borchert gilt heute als einer der bekanntesten Vertreter der so genannten Kahlschlags- oder Trümmerliteratur. Schriftsteller dieser wenige Jahre währenden Literaturepoche nach dem Zweiten Weltkrieg antworteten auf den Zusammenbruch der alten Strukturen und die traumatischen Erfahrungen des Krieges mit der Forderung nach einer Tabula rasa in der Literatur. Das Ziel eines inhaltlichen und formalen Neuanfangs sollte damals nach dem verlorenen Krieg eine ungeschönte und wahrhaftige Darstellung der Realität sein.

Borchert war zunächst Buchhändler und Schauspieler. 1941 wurde er als Soldat an die Ostfront verlegt; zwei Mal wurde er wegen "Zersetzung" zu Haftstrafen verurteilt. Als er 1945 nach Hamburg zurückkam, war er bereits schwer krank.

Das Gesamtwerk von Wolfgang Borchert ist ein Aufschrei. Ein Aufschrei eines jungen Kriegsheimkehrers der für seine komplette Generation spricht. In den Gedichten, Kurzgeschichten, Erzählungen und natürlich in dem bekannten Drama „Draussen vor der Tür“ geht es hauptsächlich um die verlorene Jugend und die unzähligen grausigen Gesichter des Krieges.

Wie kein anderer artikulierte Borchert in seinen von Melancholie durchzogenen Gedichten und Erzählungen die Bitterkeit und Trauer einer "verratenen Generation". Die Erzählung "Die Hundeblume" machte ihn mit einem Schlag berühmt:

Mit seinem Heimkehrerdrama »Draußen vor der Tür« konnten sich in der Nachkriegszeit weite Teile des deutschen Publikums identifizieren. Kurzgeschichten wie "Das Brot", "An diesem Dienstag" oder "Nachts schlafen die Ratten doch" wurden als musterhafte Beispiele ihrer Gattung häufige Schullektüre. Der Vortrag der pazifistischen Mahnung "Dann gibt es nur eins!" begleitete viele Friedenskundgebungen.

Draußen vor der Tür und ausgewählte Erzählungen
Draußen vor der Tür und ausgewählte Erzählungen


Der deutsche Schriftsteller Wolfgang Borchert wurde nur 26 Jahre alt. Wolfgang Borchert starb einen Tag, bevor sein Heimkehrerdrama »Draußen vor der Tür« in Hamburg uraufgeführt wurde, in Basel. Die Deutschen wollten das melodramatische Verzweiflungsstück um den Kriegsheimkehrer Beckmann, der sien Frau durch Verrat, seinen Sohn durch den Tod unter Trümmern und seine Eltern durch Selbstmord verloren hat, massenhaft sehen.

Weblink:

Wolfgang Borchert-Portal - www.wolfgangborchert.de

Literatur, die man gelesen haben sollte:

Das Gesamtwerk
Das Gesamtwerk
von Wolfgang Borchert


Draußen vor der Tür und ausgewählte Erzählungen
Draußen vor der Tür und ausgewählte Erzählungen
von Wolfgang Borchert

Mittwoch, 19. Mai 2021

Wolfgang Borchert 70. Todestag

Wolfgang Borchert


Wolfgang Borchert starb vor 70 Jahren am 20. November 1947 in Basel. Wolfgang Borchert war ein deutscher Schriftsteller. Sein schmales Werk von Kurzgeschichten, Gedichten und einem Theaterstück machte Borchert nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem der bekanntesten Autoren der Trümmerliteratur. Nach Ansicht von Siegfried Lenz ist Borchert der erste gewesen, der nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges die Sprache wiederfand.

Borchert war der erste Star der deutsche Nachkriegsliteratur, welche er zu neuem Leben erweckte. Mit nur zwei dutzend Kurzgeschichten, einer Handvoll Gedichte und dem Theaterstück „Draußen vor der Tür“ wurde Wolfgang Borchert zur wichtigsten Stimme der deutschen Nachkriegsliteratur. Sie hat bis heute nichts von ihrer Wirkung eingebüßt. "Nachts schlafen die Ratten doch" oder die "Die Küchenuhr".

Das Gesamtwerk
Das Gesamtwerk

Wolfgang Borchert schrieb schon in seiner Jugend zahlreiche Gedichte, dennoch strebte er lange den Beruf eines Schauspielers an. Nach einer Schauspielausbildung und wenigen Monaten in einem Tourneetheater wurde Borchert 1941 zum Kriegsdienst in die Wehrmacht eingezogen und musste am Angriff auf die Sowjetunion teilnehmen. An der Front zog er sich schwere Verwundungen und Infektionen zu. Mehrfach wurde er wegen Kritik am Regime des Nationalsozialismus und sogenannter Wehrkraftzersetzung verurteilt und inhaftiert.

Wolfgang Borchert gilt heute als einer der bekanntesten Vertreter der so genannten Kahlschlags- oder Trümmerliteratur. Schriftsteller dieser wenige Jahre währenden Literaturepoche nach dem Zweiten Weltkrieg antworteten auf den Zusammenbruch der alten Strukturen und die traumatischen Erfahrungen des Krieges mit der Forderung nach einer Tabula rasa in der Literatur. Das Ziel eines inhaltlichen und formalen Neuanfangs sollte damals nach dem verlorenen Krieg eine ungeschönte und wahrhaftige Darstellung der Realität sein.

Borchert war zunächst Buchhändler und Schauspieler. 1941 wurde er als Soldat an die Ostfront verlegt; zwei Mal wurde er wegen "Zersetzung" zu Haftstrafen verurteilt. Als er 1945 nach Hamburg zurückkam, war er bereits schwer krank.

Das Gesamtwerk von Wolfgang Borchert ist ein Aufschrei. Ein Aufschrei eines jungen Kriegsheimkehrers der für seine komplette Generation spricht. In den Gedichten, Kurzgeschichten, Erzählungen und natürlich in dem bekannten Drama „Draussen vor der Tür“ geht es hauptsächlich um die verlorene Jugend und die unzähligen grausigen Gesichter des Krieges.

Wie kein anderer artikulierte Borchert in seinen von Melancholie durchzogenen Gedichten und Erzählungen die Bitterkeit und Trauer einer "verratenen Generation". Die Erzählung "Die Hundeblume" machte ihn mit einem Schlag berühmt:

Mit seinem Heimkehrerdrama »Draußen vor der Tür« konnten sich in der Nachkriegszeit weite Teile des deutschen Publikums identifizieren. Kurzgeschichten wie "Das Brot", "An diesem Dienstag" oder "Nachts schlafen die Ratten doch" wurden als musterhafte Beispiele ihrer Gattung häufige Schullektüre. Der Vortrag der pazifistischen Mahnung "Dann gibt es nur eins!" begleitete viele Friedenskundgebungen.

Draußen vor der Tür und ausgewählte Erzählungen
Draußen vor der Tür und ausgewählte Erzählungen


Wolfgang Borchert starb einen Tag, bevor sein Heimkehrerdrama »Draußen vor der Tür« in Hamburg uraufgeführt wurde. Die Deutschen wollten das melodramatische Verzweiflungsstück um den Kriegsheimkehrer Beckmann, der sien Frau durch Verrat, seinen Sohn durch den Tod unter Trümmern und seine Eltern durch Selbstmord verloren hat, massenhaft sehen.

Borchert wurde am 20. Mai 1921 in Hamburg geboren.


Weblink:

Wolfgangn Borchert-Portal - www.wolfgangborchert.de

Literatur, die man gelesen haben sollte:

Das Gesamtwerk
Das Gesamtwerk
von Wolfgang Borchert


Draußen vor der Tür und ausgewählte Erzählungen
Draußen vor der Tür und ausgewählte Erzählungen
von Wolfgang Borchert

»Würde der Frauen« von Friedrich Schiller


Ehret die Frauen! sie flechten und weben
Himmlische Rosen ins irdische Leben,
Flechten der Liebe beglückendes Band,
Und in der Grazie züchtigem Schleier
Nähren sie wachsam das ewige Feuer
Schöner Gefühle mit heiliger Hand.

Ewig aus der Wahrheit Schranken
Schweift des Mannes wilde Kraft;
Unstät treiben die Gedanken
Auf dem Meer der Leidenschaft;
Gierig greift er in die Ferne,
Nimmer wird sein Herz gestillt;
Rastlos durch entlegne Sterne
Jagt er seines Traumes Bild.

Aber mit zauberisch fesselndem Blicke
Winken die Frauen den Flüchtling zurücke,
Warnend zurück in der Gegenwart Spur.
In der Mutter bescheidener Hütte
Sind sie geblieben mit schamhafter Sitte,
Treue Töchter der frommen Natur.

Feindlich ist des Mannes Streben,
Mit zermalmender Gewalt
Geht der wilde durch das Leben,
Ohne Rast und Aufenthalt.
Was er schuf, zerstört er wieder,
Nimmer ruht der Wünsche Streit,
Nimmer, wie das Haupt der Hyder
Ewig fällt und sich erneut.

Aber, zufrieden mit stillerem Ruhme,
Brechen die Frauen des Augenblicks Blume,
Nähren sie sorgsam mit liebendem Fleiß,
Freier in ihrem gebundenen Wirken,
Reicher, als er, in des Wissens Bezirken
Und in der Dichtung unendlichem Kreis.

Streng und stolz, sich selbst genügend,
Kennt des Mannes kalte Brust,
Herzlich an ein Herz sich schmiegend,
Nicht der Liebe Götterlust,
Kennet nicht den Tausch der Seelen,
Nicht in Thränen schmilzt er hin;
Selbst des Lebens Kämpfe stählen
Härter seinen harten Sinn.

Aber, wie leise vom Zephyr erschüttert,
Schnell die äolische Harfe erzittert,
Also die fühlende Seele der Fraun.
Zärtlich geängstet vom Bilde der Qualen,
Wallet der liebende Busen, es strahlen
Perlend die Augen von himmlischem Thau.

In der Männer Herrschgebiete
Gilt der Stärke trotzig Recht;
Mit dem Schwert beweist der Scythe,
Und der Perser wird zum Knecht.

Es befehden sich im Grimme
Die Begierden wild und roh,
Und der Eris rauhe Stimme
Waltet, wo die Charis floh.

Aber mit sanft überredender Bitte
Führen die Frauen den Scepter der Sitte,
Löschen die Zwietracht, die tobend entglüht,
Lehren die Kräfte, die feindlich sich hassen,
Sich in der lieblichen Form zu umfassen,
Und vereinen, was ewig sich flieht.

»Würde der Frauen« von Friedrich Schiller



In dem Gedicht »Würde der Frauen«, das im Jahr 1800 von Friedrich Schiller verfasst wurde, geht es um die nach Schiller gänzlich verschiedenen Eigenschaften von Männern und Frauen und um den Stellenwert der Frauen in der Welt.

In neun Strophen stellt Schiller Mann und Frau kontrastierend, antithetisch gegenüber. Auf eine Strophe über die Frauen folgt eine über die Männer, wobei den Frauen insgesamt 5 und den Männern lediglich vier Strophen zuzuordnen sind.

Die Strophen über die Männer sind in der vorliegenden Ausgabe des Textes eingerückt, was diese Einteilung zusätzlich verdeutlicht.

Video:

Würde der Frauen, Gedicht von Friedrich Schiller - Youtube

Samstag, 15. Mai 2021

Max Frisch 110. Geburtstag

Max Frisch



Am 15. Mai 2021 wäre Max Frisch 110 Jahre alt geworden. Max Frisch war ein berühmter schweizer Schriftsteller, Dramatiker und Erzähler des 20. Jahrhunderts. Max Frisch zählt neben Friedrich Dürrenmatt nicht nur zu den bekanntesten modernen Schriftstellern seines Heimatlandes, sondern gehört seit den 1940er Jahren auch zu den bedeutendsten Vertretern der deutschsprachigen Literatur.

Nachdem 1932 der Vater gestorben war und die finanziellen Mittel knapp wurden, verdiente er sich ein Auskommen als Journalist für die «NZZ» und machte auch eine ausgedehnte Auslandsreise, die er sich unter anderem mit Artikeln über die Eishockey-WM in Prag finanzierte.

Erste Prosaarbeiten – etwa der Roman «Jürg Reinhart» – entstanden, die er später als «epigonal» und «jugendlich» bezeichnete. 1936 entschied er sich für eine bürgerliche Existenz. Mit der finanziellen Unterstützung seines Freunds Werner Coninx studierte er Architektur.


Will man Max Frisch Leben begegnen, dann braucht man nur seine Werke zur Hand zu nehmen, sie sind sein Literatur gewordenes Leben. Seien Bücher handeln von der Suche nach der eigenen Identität in der modernen Zeit aus beweisbarer Wissenschafts- und Faktengläubigkeit. Max Frisch hat immer unterschiedliche Identitäten angenommen, um erzählen zu können.

Dann entdeckt man den jungen Frisch als »Homo faber« mit seinen Ländern und Geliebten, dann weiss man um Geiser, der stellvertretend im Holozän erscheint und seine Erinnerungen schrieb, man weiß um Frisch selbst, der nicht er selbst war, wie auch »Stiller« eben nicht Stiller sein wollte, aber immer auf dem Weg zum Ich. Man begegnet ihm mehr oder weniger privat in »Montauk«, weiß dann um seine "Brook-lynn" auf der Insel und erkennt sein Streben nach sich selbst im wohl geheimnisvollsten Roman, der die "Antwort aus der Stille" gab.

Frisch war überzeugt davon, daß die Sprache die Wirklichkeit nicht abbilden könne, erhielt zahlreiche bedeutende Preise, darunter 1958 den Georg-Büchner-Preis und 1976 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. "Stiller" erreichte als erstes Buch des Suhrkamp-Verlages eine Millionenauflage. Die Werke Frischs wurden vielfach übersetzt, am häufigsten "Homo Faber" in 25 Sprachen.

Außer dem Nobelpreis hat Max Frisch praktisch alle bedeutenden Auszeichnungen erhalten, darunter 1958 den Büchnerpreis, 1976 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 1973 den Grossen Schillerpreis.

In einem seiner letzten Romane »Der Mensch erscheint im Holozän« hat Max Frisch die deutschsprachige Literatur in der Gestalt des Geiser um einen Sonderling bereichert. Dieser Geiser verfällt wie seine Welt zerfällt, wie das Gewohnte und Gewusste ihm selbst zum Sonderbaren und Unnachdenklichen wird. Und fragt sich, ob es Dasein ohne Vergangenheit, Gott ohne Gedächtnis und Erinnerung überhaupt geben kann. - Max Frisch hat immer wieder versucht, auf elementare Fragen des Lebens Antworten zu geben, unter mit der Einsicht, ein unvollendeter Mensch zu sein.


Max Frisch 100.Geburtstag

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»Verlorene Illusionen« von Honoré de Balzac

Verlorene Illusionen


Verlorene Illusionen

»Verlorene Illusionen« (»Illusions perdues«) von Honoré de Balzac ist eines der Hauptwerke seines berühmten Romanzykluses »Die menschliche Komödie« - ein Sittenbild der Gesellschaft in der Provinz - hier in Angouléme in Südwesten Frankreichs und in der Stadt - der Hauptstadt Paris zur Zeit der Restauration um 1820. Es ist die Zeit nach dem Sturz des Empires und Napoleons und der Restauration der Bourbonen ab 1814/1815.

Das 1837 bis 1843 entstandene Werk in der zeitgemäßen Neuübersetzung von Melanie Walz erzählt die Geschichte zweier ungleicher Freunde - der eine gibt, der andere nimmt, am Ende stehen beide vor dem Ruin, die Geschichte des schönen, phantasiebegabten, jugendlichen Schöngeistes Lucien Chardon, dem seine Kleinstadt Angoulême zu eng wird und mit seiner Geliebten nach Paris zieht - in der Hoffnung, dort als berühmter Dichter Ruhm und Anerkennung zu finden.

Ehrgeizig ist der Dichter Lucien de Rubempre, der aus der westfranzösischen Provinzstadt Angoulême nach Paris kommt, um sein Glück zu machen. Der sich mit dem Adelstitel seiner Mutter Schmückende will in die vornehmen Kreise. Doch er bleibt erfolglos, wird aber von dem Journalisten Lousteau in eine faszinierende Intrigenwelt der Pariser Presse einführt. Er wird Journalist mit Einfluß, er überschätzt sich aber auch und verliert sein Vermögen ebenso schnell wie er es gewonnen hat. Seine Geliebte, eine Schauspielerin, stirb, zerbrochen an dem, was Rivalinnen am Theaterihr ihr angetan haben.

Lucien kehrt verarmt in die Provinz zurück. Er hat Anteil an dem finanziellen Ruin seines Schwagers David, eines Buchdruckers, der verhaftet wird und Erfindungsrechte abgeben muß, und seiner Schwester Eva. Lucien ist am Abgrund als ihm der spanische Priester Carlos Herrera begegnet. Von ihm erhält er das Geld, um David frei zu kaufen. Herrera ist es, der ihn zur Rückkehr nach Paris treibt.

Lucien Chardon sitzt den Illusionen auf, wie sie nur ein junger Mann aus der Provinz aufsitzen kann. Mit Hilfe der adligen Förderin und Verehrerin Madame de Bargenton, in die Lucien verliebt ist, geht er mit hochfliegenden Plänen nach Paris, wo der die Spielregeln der Gesellschaft kennenlernt. Er legt sich den adligen Namen seiner Mutter, de Rubempré, zu, versucht sich ehrgeizig der Protektion der Adligen zu versichern und verschleudert sein literarisches Talent, indem er sich in der Intrigenwirtschaft des Journalismus verdingt. Lucien erlebt den Glanz und das Elend von Paris.

„Einer der Vorzüge der guten Stadt Paris besteht darin, daß man hier geboren werden,
leben und sterben kann, ohne daß sich jemand auch nur im mindesten darum kümmert.“


Honoré de Balzac


Lucien, ein gutaussehender und talentierter junger Mann aus der südfranzösischen Provinz, kommt mit dem Herz voller Poesie, dem Kopf voller Prosa und den Ersparnissen von Schwester und Schwager in der Tasche nach Paris. Doch der ersehnte soziale und literarische Aufstieg bleibt zunächst aus. Binnen weniger Tage verliert er Bewunderung und Protektion seiner Madame de Bargeton, in deren Windschatten er Stadt und Gesellschaft erobern wollte, das baldige Erscheinen seiner mitgebrachten Werke rückt in weite Ferne, und der Großteil des Geldes ist für einen Anzug draufgegangen, den er nun nicht braucht.

Doch sein Ego ist größer als die Enttäuschung, und so macht Lucien de Rubempré, wie er sich fortan nennt, Karriere nicht als Schriftsteller, sondern im Metier der schnellen Befriedigung von Publikum wie Autor: als Journalist. Bald ist er in die Spielregeln eingeweiht: Meinungen sind zum Wechseln da, und Rezensionen werden nicht um des Gegenstandes willen verfasst, sondern einzig, um eine (am besten die eigene) Karriere zu fördern und Konkurrenten zu schaden.

In der Großstadt Paris tappt der Schöngeist in so manche Falle, und die Protektion aus der Heimat und auch sein Talent zur Dichtung bringen ihn nicht weiter, da er mit den Mechanismen des Büchermarktes nicht vertraut ist. Erst bei der Zeitung kommt er mithilfe neuer Seilschaften zu Ehren. Doch der Erfolg und das Geld machen ihn unvorsichtig, und er verstrickt sich in Intrigen. Seine Entwicklung führt zur Desillusionierung.

Geist und Geld, Edelmut und Niedertracht - Balzacs Blick auf das Treiben der Menschen und der Welt ist unbestechlich. Mit der ihm eigenen Meisterschaft zeigt er ein faszinierend-eindrückliches Panorma des Lebens in der französischen Provinz und in Paris Mitte des 19. Jahrhunderts und schildert dabei zwei Welten voller Gegensätzlichkeit. Balzac führte ein Leben wie ein Roman, voller Hoffnungen und Träume. Ruhm, Geld und Liebe, all das schien für Balzac immer in Reichweite zu sein, blieb ihm aber doch zeitlebens verwehrt.

Einer der schönsten Romane des großen Realisten aus Frankreich: Balzacs unbestechlicher Blick auf das verlogene Treiben der Menschen ist großartige Satire, die Spielarten der menschlichen Komödie sind heute noch gültig. Die Neuübersetzung von Melanie Walz trifft für diesen Klassiker der Weltliteratur einen eleganten Ton.

Melanie Walz ist eigentlich eine Übersetzerin ohne Fehl und Tadel; ihre Übertragung von Prousts Nachgelassenem und Wiedergefundenem genießt einen fabelhaften Ruf. Diesmal scheint es aber etwas schnell gegangen zu sein. Alles beginnt im zweiten Wort der ersten Seite mit einem krassen Genusfehler: "Sie, die Sie", wendet sich die Widmung an Victor Hugo, als sei der eine Frau. Und es endet im ohnehin etwas konfus-inhaltistischen Nachwort mit einer haarsträubenden Sinnverwirrung.

Der von Lucien für ein royalistisches Blatt geschriebene Verriss seines Freundes d’Arthez wird einem liberalen Blatt zugeschrieben, und d’Arthez, ein Hauptgegner der Royalisten, wird zum Royalisten gemacht, was bei all seinem philosophischen Monarchismus einfach Mumpitz ist.

Buchempfehlung:

Verlorene Illusionen
Verlorene Illusionen
von Honoré de Balzac und Melanie Walz

Rezensionen:



»Verlorene Illusionen« von Honoré de Balzac - Rezension


Honoré de Balzac: Verlorene Illusionen - Erfahren, woher wir kommen

Weblinks:

Von den Spitzen der Gesellschaft bis in die Gosse - Buch der Woche: "Verlorene Illusionen" - www.deutschlandfunk.de

Der unerhörte Glanz von Paris - www.zeit.de